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Kommentar: Schock für Fernseh-Patrioten

Deutschland war nach dem Australien-Spiel nicht schon Weltmeister und ist nach dem Serbien-Spiel nicht schon ausgeschieden. Gerd Nowakowski über nationale Hochjubelei und tiefe Betrübnis.

Schon vor dem Anpfiff musste man die ärgsten Bedenken haben. Da wurden die deutschen Qualitäten und Tugenden auf dem Platz von den Kommentatoren im Fernsehen in einer Weise hochgejubelt, dass es nur schief gehen konnte. So viel Überheblichkeit war selten – und das nach nur einem Spiel gegen die doch ziemlich harmlosen Australiern. Von wegen Bodenhaftung, von wegen klaren Blick bewahren. Schweini, Müller und Klose – alles schon Helden. Alle schon so gut wie Weltmeister.

Die Bedenken wurden bestätigt. Und deswegen zerplatzte mit dem Schuss des serbischen Spielers Jovanovic zum 1:0-Sieg die nationale Selbstglorifizierung. Das kann man nicht der wacker kämpfenden deutschen Mannschaft anlasten, nur der völlig unangemessenen Erwartungshaltung der publizistischen Jubler und ihrer Konsumenten. Wer überheblich ist, den bestraft das Leben. Auch wenn er nur fernab des Spielorts vor dem Fernseher auf der Couch sitzt. Es können eben auch andere Mannschaften Fußball spielen.

Ein Gutes aber hat der Schock: Die Erwartungen werden nun hoffentlich wieder realistischer – und die deutsche Mannschaft kann das nächste Spiel ohne diesen Druck freier aufspielen.

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