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Kommentar: Südafrika zu Gast in Südafrika

Lars Spannagel verabschiedet sich von einer internationalen Fußball-WM.

Es sollte alles so werden wie 2006, als Deutschland die perfekte WM ausrichtete. Der Weltverband Fifa war zuversichtlich: Fußballfans aus aller Welt würden lange im Voraus alle Hotelzimmer in Südafrika buchen und die Stadien ausverkaufen. Erst jetzt, knapp zwei Monate vor dem Eröffnungsspiel, gestehen sich die WM-Organisatoren ein: Die Welt wird nicht zu Gast in Südafrika sein.

Zu teuer die Flüge, zu kalt der Winter am Kap, zu strapaziös die Reisen von Spielort zu Spielort, zu ungewiss die Sicherheitslage: Nur wenige Fans wollen ihren Nationalteams nach Südafrika folgen. Das Endspiel ist ausverkauft – aber sonst? Eine halbe Million Karten wartet noch auf Abnehmer. Und wenn es selbst für das Eröffnungsspiel zwischen den Gastgebern und Mexiko noch Tickets gibt, wie leer müssen die Stadien dann erst bei Partien wie Südkorea - Griechenland oder Algerien - Slowenien sein? Solche WM-Geisterspiele, bei denen nur das klägliche Tröten einiger Vuvuzelas zu hören ist, sind der Albtraum der Veranstalter.

Bei den Olympischen Spielen in Peking konnte Chinas Führung wenigstens Studenten und Soldaten als Publikum abkommandieren. Diese Möglichkeit hat die Fifa nicht. Deswegen tut sie nun das einzig Richtige: Sie lädt die Gastgeber zu ihrer eigenen WM ein. Dank einer Preissenkung – euphemistisch „Re-Kategorisierung“ genannt – werden sich jetzt ein paar Südafrikaner mehr einen Besuch im Stadion leisten können. Eine internationale WM wird das Turnier in Südafrika mit Sicherheit nicht mehr. So bleibt immerhin die Chance, dass es ein stimmungsvolles südafrikanisches Fußballfest wird.

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