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Nach Auflösung des Verbandes: Fifa stellt Nigeria Ultimatum

Zwei Tage hat sich die FIFA die politischen Ränkespiele in Lagos aus der Entfernung angeschaut. Dann griff der Fußball-Weltverband mit der bekannten Härte durch. Wird bis Montag nicht den alten Kräften die Fußball-Macht zurückgegeben, fliegt Nigeria aus der FIFA raus.

Die FIFA zeigt wieder Härte. Bis spätestens Montag, Punkt 18 Uhr, muss die Auflösung des nigerianischen Fußball-Verbandes durch Präsident Goodluck Jonathan rückgängig gemacht werden oder das westafrikanische Land wird von der FIFA suspendiert. Dieses Ultimatum wurde Nigerias Präsidenten schriftlich mitgeteilt, erklärte FIFA-Sprecher Nicolas Maingot am Freitag in Johannesburg. Eine von Jonathan eingesetzte Kommission zur Neuaufstellung des Fußball-Verbandes werde nicht anerkannt.

Wurde die Einmischung von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy in die Verbandsbelange der „Fédération Française de Football“ noch erstaunlich klaglos hingenommen, bekommt nun Nigeria die starke Hand der FIFA zu spüren. Um der Dringlichkeit Nachdruck zu verleihen, wurde der Nigerianer Amos Adamu - wie Franz Beckenbauer Mitglied der FIFA-Exekutive - für eventuelle Last-Minute-Gespräche als Vermittler nach Lagos entsandt. Die Unabhängigkeit ihrer Verbände ist der FIFA auch am vorletzten WM-Wochenende eine Pendeldiplomatie wert.

Präsident Jonathan hatte nach dem sieglosen Ausscheiden der „Super Eagles“ in der Vorrunde der Fußball-WM in Südafrika am Mittwoch den nationalen Verband eigenmächtig aufgelöst und die Nationalmannschaft für zwei Jahre von allen internationalen Wettbewerben zurückgezogen.

Dies widerspricht den Statuten des Weltverbandes (FIFA), die jede staatliche Einmischung in die Angelegenheiten der nationalen Verbände verbieten. „Wir haben 208 Mitglieder. Wenn sich eines gegen unsere Regeln stellt, ist die ganze Pyramide des Fußballs in Gefahr“, erläuterte Generalsekretär Jêrome Valcke den FIFA-Grundsatz.

Allerdings ist der mächtige Weltverband diesmal ein wenig in der Klemme. Mit einer Suspendierung würde genau das erreicht werden, was auch Jonathan mit seiner populistischen Marschroute androht: Nigeria müsste bei künftigen Turnieren, wie dem Afrika Cup 2012 in Gabun und Äquatorial-Guinea oder dem Olympia-Turnier 2012 in London, zusehen. Suspendierung ist die schlimmste Strafe, die der Weltverband verhängen kann, im Fall Nigeria könnte sie vorerst wirkungslos sein.

Die Erfahrung ähnlicher Fälle von Kenia über El Salvador bis nach Brunei und den Irak zeigt jedoch, dass die Gesandten von FIFA-Präsident Joseph Blatter meist gute Argumente im Gepäck haben. Bislang knickte jede Regierung vor den Fußball-Unterhändlern ein. Auf Dauer konnte sich noch kein Machthaber erlauben, seinem Volk das eigene Nationalteam vorzuenthalten - und dafür müssen letztlich die FIFA-Regeln eingehalten werden. Auch im Fall Nigeria rechnen Beobachter mit einer baldigen Lösung. (dpa)

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