zum Hauptinhalt
298389_0_c82b6ae9.jpg

© dpa

Nationalmannschaft: Die neue Ära spielt vor

Die U-21-Europameister drängen in die Nationalelf: Mesut Özil wird am Sonnabend im Länderspiel gegen Südafrika zum ersten Mal iin der Startelf stehen. Auch Sami Khedira gibt sein Debüt.

An seiner fußballerischen Befähigung für höhere Aufgaben bestehen keine begründeten Zweifel, und doch ist Mesut Özil in gewisser Weise ein Krisengewinnler. Der Bremer wird heute im Länderspiel gegen Südafrika zum ersten Mal in der Anfangsformation der deutschen Nationalmannschaft stehen. Diese Ehre hat sich der 20-Jährige durch überzeugende Leistungen im Verein ohne Frage verdient, aber der dürftige Auftritt der Nationalmannschaft vor drei Wochen in Aserbaidschan hat Özils Aufstieg entscheidend beschleunigt. Kotrainer Hans-Dieter Flick berichtete gestern, dass bei der Analyse dieses Spiels zu erkennen war, „dass wir gerade in der Offensive bei Ballbesitz keine gute Raumaufteilung hatten“. Die Mannschaft braucht mehr Anspielpunkte für ihr flottes Spiel in die Spitze. Mesut Özil bietet sich geradezu an für diese Rolle.

Zwei Kurzeinsätze hat der Bremer bisher für die Nationalmannschaft bestritten, an diesem Samstag nun könnte seine Karriere mit dem Debüt in der Startelf einen entscheidenden Qualitätssprung erleben. Es könnte sein, dass Bundestrainer Joachim Löw sein gewohntes 4-4-2-System in eine 4-2-3-1-Formation ummodelt, um Özil gewinnbringend einzubinden. „Mesut soll den offensiven Part spielen“, sagt Löws Assistent Flick. Einen Part also, den es zumindest in der Zentrale beim 4-4-2 so nicht gibt.

Özils Entwicklung hat in den vergangenen Monaten deutlich an Tempo gewonnen. Im Frühjahr noch, beim Uefa-Cup-Finale gegen Donezk, zeigte sich der Mittelfeldspieler mit der Vertretung des gesperrten Regisseurs Diego sichtlich überfordert; schon bei der U-21-EM im Sommer aber war er die überragende Figur des Turniers, und in der Bundesliga hat Özil diesen erfreulichen Trend fortgeschrieben. Kein Spieler war bisher an mehr Toren beteiligt als der Bremer (sechs). „Er hat in den ersten Wochen hervorragende Leistungen gezeigt und sich aufgedrängt“, sagt Michael Ballack, der Kapitän der Nationalmannschaft.

In Leverkusen spielt heute ein Stück Zukunft vor. Sami Khedira, wie Özil in diesem Sommer U-21-Europameister, wird zu seinem Debüt in der Nationalmannschaft kommen, allerdings wohl nicht von Anfang an spielen. Özil und Khedira – vielleicht wird man das Testspiel gegen Südafrika einmal als das Spiel in Erinnerung behalten, in dem eine neue Ära auf den Weg gebracht wurde. Bundestrainer Joachim Löw ist von beiden uneingeschränkt überzeugt. „Herausragende spielerische Fähigkeiten“ bescheinigt er Özil. „Er kann ein Spiel entscheidend beeinflussen.“

Özil ist nicht einfach nur ein weiteres Talent, das eine Chance in der Nationalmannschaft erhält, er steht auch für eine neue Option im Mittelfeld. Einen Spieler seiner Art, einen echten Zehner, haben die Deutschen bisher nicht in ihrem Portfolio. Aber nicht nur deshalb begrüßt Michael Ballack Özils Beförderung. „So Leute wie Mesut, die Unbekümmertheit mitbringen, sind gar nicht so schlecht“, sagt der Kapitän, der im eigenen Spiel zuletzt Freude und Leichtigkeit vermisst hat. Freude und Leichtigkeit – genau das Spezialgebiet von Mesut Özil.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false