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Cacau

© ddp

Nationalmannschaft: Herr Barreto darf zum Casting

Er ist der Nationalspieler, mit dem noch zu Jahresbeginn niemand gerechnet hat. Der eingebürgerte Cacau spielt gegen Finnland von Beginn an.

Hamburg - Herr Cacau ... Nein, sagt Claudemir Jeronimo Barreto, Herr Cacau geht gar nicht. Wenn es schon die höfliche Anrede sein solle, dann bitte Herr Barreto, was allerdings den Nachteil mit sich bringt, dass kaum jemand weiß, wer gemeint ist. In Deutschland ist er nur unter seinem Kindheitsspitznamen bekannt, und so wird er am Mittwoch in der Hamburger Arena auch auflaufen, im letzten WM-Qualifikationsspiel gegen Finnland.

Bundestrainer Joachim Löw hat das Spiel zum ersten Casting für die WM 2010 ausgerufen, und nirgendwo drängen sich die Bewerber derart dicht wie im Angriff. Miroslav Klose, Lukas Podolski und Mario Gomez sind wohl gesetzt, dazu hat Löw den Münchner Thomas Müller und den Leverkusener Stefan Kießling („vielleicht sind sie beim nächsten Spiel gegen Chile dabei“), auch der verletzte Leverkusener Patrick Helmes ist noch nicht abgeschrieben. Und dann ist da noch Cacau, der Nationalspieler, mit dem noch zu Jahresbeginn niemand gerechnet hat.

Seit dem 2. Februar 2009 besitzt der gebürtige Brasilianer auch einen deutschen Pass, vier Monate später gab er sein Debüt in der Nationalmannschaft. Gegen Finnland steht er am Mittwoch zum ersten Mal in der Startaufstellung. „Das war schon eine Überraschung für mich, dass ich Ende Mai mit auf die Asienreise durfte“, sagt der Stuttgarter und dass er natürlich alles dafür geben wolle, „diese Chance zu nutzen“, am besten bis nach Südafrika.

Löw schätzt an ihm „seinen Ideenreichtum, seine Beweglichkeit und Schnelligkeit, er hat Zug zum Tor, nur ein bisschen torgefährlicher könnte er noch werden“. Das wird so leicht nicht werden, denn Cacau ist nun auch schon 28 Jahre alt und weitgehend am Ende seiner Entwicklung angelangt. Vor neun Jahren kam er nach Deutschland und spielte zunächst in München, „nicht für Bayern, sondern für Türk Gücü, wir haben Landesliga gespielt und sind nicht abgestiegen, das war ein großer Erfolg“. Über Nürnberg ging’s nach Stuttgart, wo er mit dem VfB Meister wurde und in der Champions League spielte. „Seitdem kennt man mich auch in Brasilien“, jedenfalls in Fachkreisen, „es ist schon so, dass ich zu Hause spazieren gehen kann“, ohne dass ihn jemand um Autogramme bittet.

Das mit der deutschen Staatsbürgerschaft war eigentlich nicht geplant, er hat es lange mit der Frau besprochen und sich dann im Sinne der Kinder für die Einbürgerung entschieden, „sie sollen später entscheiden können, ob sie in Deutschland oder Brasilien leben wollen“. Für den Brasilianer Cacau war es abgemachte Sache, dass es nach der Karriere zurück nach Südamerika geht. Als deutscher Staatsbürger ist er sich nicht ganz so sicher, „kann gut sein, dass wir hier bleiben“, aber nur, wenn ihn die Nachbarn nicht mit „Herr Cacau“ anreden. Sven Goldmann

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