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© KEYSTONE

Sport: Schöne Grüße an Uli Hoeneß

Hitzfelds Sieg mit der Schweiz ist auch eine Abrechnung mit Bayern München.

Man sah ihm den Druck an, der auf ihm lastete. Im Basler St.-Jakob-Park stand der Trainer Ottmar Hitzfeld mit schmalen Lippen am Spielfeldrand, ein Mann, der in seiner Karriere Titel gesammelt hat wie andere Briefmarken. Seine Finger waren verknotet. Er brüllte unentwegt Kommandos aufs Feld. Gegen 22.30 Uhr löste sich der ganze Druck mit einem Schlag auf den Tisch, der vor ihm stand. „Ich habe es doch geschafft“, lautete die eindrucksvolle non-verbale Botschaft. Mit dem 0:0 gegen Israel gewannen der gebürtige Lörracher Hitzfeld und die Schweiz den letzten notwendigen Punkt zur direkten Qualifikation für die Fußball-WM 2010 in Südafrika. Da spielte es keine Rolle, dass Griechenland zugleich Luxemburg 2:1 besiegt hatte. Am Tag danach behauptete die „Aargauer Zeitung“: „Im Fußball sind wir eine Großmacht“. Das Boulevardblatt „Blick“ jubelte über „die schönste Null des Jahres“. Und der „Tagesanzeiger“ fragte: „Wer anders als der deutsche Hexer hätte die Herausforderung so gepackt?“. Südafrika ist nach den Europameisterschaften 2004 und 2008 und der WM 2006 das vierte große Turnier, an dem die Schweiz in Folge teilnimmt. Genau dafür hatte man den Ex-Bayern-Coach als Nationaltrainer geholt. Den „Winner-Typen“ (Hitzfeld über Hitzfeld), der lange gebraucht hatte, bis er sich ausgelassen freuen konnte.

Mit diesem Erfolg arbeitete Hitzfeld aber auch seine Vergangenheit auf. Die Bayern hatte er verlassen, nachdem er sich dort seiner Autorität beraubt gesehen hatte. In Basel erzählte Hitzfeld süffisant: „Nachdem ich Nationaltrainer geworden bin, hat Uli Hoeneß zu mir gesagt: Was willst du denn mit der Schweiz gewinnen?“ Jetzt lieferte Hitzfeld die Antwort. „Für mich war der Druck sehr hoch“, sagte er. „Man kann sehr tief fallen.“

Hitzfeld stürzte nicht ab. „Uli Hoeneß wird sich schon noch melden“, sagte er und lachte. Der Trainer gewann sein „Spiel mit dem Feuer“ („Basler Zeitung“) – er hatte drei seiner Stammspieler, darunter den verletzten Kapitän Alex Frei, draußen gelassen. Seine Spieler waren Hitzfeld gefolgt. Der Coach verlangte ein hohes Maß an Disziplin und Professionalität. Nach dem Erfolg aber durfte gefeiert werden. Das galt auch für den Trainer. In der Nacht soll Hitzfeld ein Glas Rotwein getrunken haben.

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