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Englands Trainer Fabio Capello gibt lautstark Anweisungen, sein Assistent David Beckham im Hintergrund findet's offenbar amüsant.

© AFP

Update

Slowenien - England 0:1: England gewinnt - und trifft auf Deutschland

Nach harscher Kritik rehabilitiert sich Fabio Capellos englisches Team zumindest zum Teil. "Wir sind jetzt frei zwischen den Ohren", sagt Capello. Im Achtelfinale ist nun der alte Rivale Deutschland der Gegner.

Wofür ein gescheiterter Putschversuch doch mal gut ist! Der halbherzige Aufstand von Ex-Kapitän John Terry, so etwas wie der heimliche Anführer englischen Nationalmannschaft, hat die „Three Lions“ offensichtlich zur rechten Zeit wachgerüttelt. Das Mutterland des Fußballs hat nämlich durch ein 1:0 (1:0) gegen Slowenien den größten anzunehmenden WM-Unfall seit 52 Jahren gerade noch abgewendet - das Aus in der vermeintlich leichten Vorrundengruppe C. Fabio Capello wählte blumige Worte: "Wir sind jetzt frei zwischen den Ohren", sagte der Englands italienischer Trainer. "Wir haben keine Angst mehr. Jetzt stehen alle hinter uns." Wenn es nun gegen Deutschland geht, auf jeden Fall.

Die Terry-Kritik an den internen Zuständen und das damit verbundene Bashing durch die britischen Medien hat die bis dahin pomadigen Protagonisten wohl zu einer engagierten wie strukturierten Darbietung ermutigt, die in Port Elizabeth verdientermaßen mit dem ersten englischen Sieg bei diesem Turnier belohnt wurde. Damit zieht England als Gruppenzweiter ins Achtelfinale am Sonntag um 16 Uhr in Bloemfontain ein.

Beinahe hätte im Nelson-Mandela-Bay-Stadion auch der Gegner Slowenien jubeln können, denn es sah lange nach einer Nullnummer der USA gegen Algerien aus. Doch dort fiel kurz vor Schluss der amerikanische Siegtreffer und deshalb ist Slowenien draußen. Und die USA sind sogar Gruppensieger.

Wie groß die Aufregung um Team England geraten war, ließ sich am Summerstrand vor dem Hotel Marine ablesen. Dort war schon Stunden vor dem Spiel nichts mehr, wie es einmal war. Polizeipatrouillen bewachten die Profis, denen die Abschirmung vor Fan- und Medienmeuten aber wohl gut bekam. Denn gegen den WM-Neuling zeigte das Ensemble von Teammanager Fabio Capello endlich jene Entschlossenheit, die vom ersten Spieltag erwartet worden war.

Und es war bezeichnend, dass der für den irritierend schwachen Emile Heskey in die Startelf rotierte Jermain Defoe rasch das erlösende 1:0 schoss: Nach feiner Milner-Flanke bugsierte der 27-jährige Angreifer von Tottenham Hotspur den Ball mit dem Schienbein über die Linie – Sloweniens Schlussmann Samir Handanovic bekam gar nicht mehr rechtzeitig die Hände hoch (23.).

Die mit den Billigfluglinien und Buskonvois in die Industrie- und Hafenstadt am Indischen Ozean eingefallenen 25.000 englischen Anhänger gerieten so früh in Hochstimmung. Zumal Handanovic weiterhin genug Arbeit erhielt: So musste der talentierte Udinese-Keeper nachfassen, um die Kugel nach einem Schuss vom starken Steven Gerrard daran zu hindern, über die Linie zu kullern (30.).

Es dauerte sehr lange, bis Gegenüber David James in den Blickpunkt rückte – bei drei aussichtsreichen Schussversuchen brachte jedoch auch der Kölner Milivoje Novakovic den Ball nicht aufs Tor (68.). In der von Schiedsrichter Wolfgang Stark umsichtig geleiteten Begegnung waren die Engländer unter dem Strich das bessere Team, in dem jedoch abermals Wayne Rooney eine unglückliche Figur abgab. Vor allem im und am Strafraum machte der ManU-Star, der einmal den Pfosten traf (58.), eine Menge falsch – nach 72 Minuten wechselte ihn Capello gegen Joe Cole aus. Doch derartiges persönliches Unheil ließ sich an diesem Nachmittag verschmerzen – zumindest vorübergehend ist die englische Fußball-Welt ja wieder im Lot.

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