zum Hauptinhalt
319372_3_xio-fcmsimage-20100120224907-006003-4b577a5392e41.heprodimagesfotos851201001214b571e85.jpg

© ddp

Torsten Frings: Ende eines langen Abschieds

Torsten Frings war die Entdeckung der WM 2006. Zwei Jahre später kam es zum Streit mit Joachim Löw. Der Bundestrainer gab Frings danach nie wieder eine echte Chance - und verzichtet nun endgültig auf ihn.

Berlin - Das Ambiente entsprach durchaus gehobenen Ansprüchen, das Hotel ist das beste am Platze – aber wen interessiert unter diesen Voraussetzungen schon das schöne Ambiente? Torsten Frings bestimmt nicht. Es war wohl auch kein besonders gemütliches Beisammensein, zu dem sich Joachim Löw gestern nach Bremen begeben hatte. Es war: ein Pflichttermin. Torsten Frings jedenfalls wird diesen 20. Januar 2010 nicht gerade in dankbarer Erinnerung behalten. Es ist der Tag, an dem seine Karriere in der Fußball-Nationalmannschaft, nach 79 Länderspielen, offiziell zu Ende gegangen ist.

Der Bundestrainer hatte sich extra mit seinem Assistenten Hans-Dieter Flick nach Bremen begeben, um den 33 Jahre alten Frings davon zu unterrichten, dass er nicht mit ihm für die Weltmeisterschaft in Südafrika plant. „Dieser Schritt kommt für mich jetzt nicht völlig überraschend“, teilte Frings nach demTreffen mit. Wenn man es positiv ausdrücken wollte, könnte man sagen: Der Bremer ist sehr schonend und ausdauernd auf das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere vorbereitet worden. Kritiker des Bundestrainers würden es wohl etwas drastischer formulieren: Löw ist ein Feigling, der Frings längst hätte mitteilen müssen, dass er sich keine Hoffnungen mehr zu machen brauche.

„Damit musste ich ja rechnen, wenn man alle Vorzeichen gesehen hat“, sagte Frings. Nach der EM 2008 ist der defensive Mittelfeldspieler nur noch zwei Mal in der Nationalmannschaft zum Einsatz gekommen, zuletzt im Februar vorigen Jahres, beim 0:1 gegen Norwegen. Trotzdem hat Löw Deutungen, dass er den Bremer durch permanente Nichtberücksichtigung zum Aufgeben drängen wolle, stets dementiert. Erst im Sommer ließ er verlauten, dass Frings „weiterhin ein wichtiger Spieler für uns“ sei. Seine Taten aber standen in krassem Widerspruch zu seinen Worten.

Kurz nach der Europameisterschaft war es zum Streit zwischen Löw und Frings gekommen, nachdem der Bremer im Oktober 2008 im wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen Russland erst kurz vor Schluss eingewechselt worden war. Anschließend beschwerte sich Frings „über die Art und Weise, wie man mit mir umgesprungen ist“. Kapitän Michael Ballack ergriff Partei für seinen Mitspieler und riskierte damit selbst den Bruch mit dem Bundestrainer. Doch während sich Ballack mit knapp 34 längst wieder seiner alten Bedeutung sicher sein darf, hat der zwei Monate jüngere Frings bei Löw nie wieder eine echte Chance bekommen.

Der Bremer war die Entdeckung der WM 2006, als er höchst erfolgreich das defensive Mittelfeld der deutschen Mannschaft beackerte. Der ganz große Triumph aber blieb Frings stets verwehrt. Zwei Endspiele, bei der WM 2002 und der EM 2008, hat er mit der Nationalmannschaft verloren; 2006 scheiterten die Deutschen im Halbfinale. Vielleicht auch deshalb, weil Frings fehlte, nachdem er anhand von Fernsehbildern wegen einer Tätlichkeit gesperrt worden war. Frings selbst hat sich immer für das Opfer eines Justizirrtums gehalten. Eine Chance zur Revision bekommt er nun nicht mehr.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false