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WM 2010 live: Im Liveticker: Die DFB-Pressekonferenz nach dem 4:0

Klose und Podolski haben die Sommermärchen-Suppe wieder aufgewärmt. Nun musste Harald Stenger, Chef-Gourmet und Maggi-Würfel des DFB das Ganze auslöffeln. Mit dabei waren der Erfinder des Kashmir-Spätzle, Joachim Löw, Miroslav Klose und Theo Zwanziger als personifizierter Nationalstolz auf innerer Diätendebatte. Der Tagesspiegel-Ticker war dabei.

13:20 Uhr

Nächster Beweis für Kloses wieder erstarktes Selbstbewusstsein: Auch die nächsten Fragen der Journalisten rammt er mit der Stirn postwendend zurück in die Menge, macht dann einen Sitzsalto aus dem Stand. Es scheint in diesem Turnier, mit dieser Mannschaft, diesem Miroslav Klose einfach alles möglich: Jürgen Kohler kommt gegen Van Basten nicht zu spät, Guido Westerwelle spricht plötzlich Englisch und Harald Stenger beginnt eine Pressekonferenz pünktlich um 12:30 Uhr. Zumindest die ersten beiden Szenarien scheinen im Bereich des Möglichen. Denn mit Harald Stenger hätte das Aktuelle Sportstudio wohl auch an einem Abend ohne Wetten Dass...? eine Stunde später angefangen. In diesem Sinne: Gute Nacht!

13:15 Uhr

Nun spricht Klose über enge Umarmungen und geflüsterte Liebesbotschaften von Lukas Podolski: "Ich hatte ihn gern so lange im Arm", sagt er und wirkt dabei mit sich im Einklang. Auf seinem inneren Reichsparteitag werden Harmonie-Fackeln entzündet. .

13:10 Uhr

Zwanziger und Löw rechts ab. Auftritt Miro Klose, der nun die Witze erzählen wird, denen sich Harald Stenger bisher erfolgreich erwehrt hat. Ob er zufrieden ist? Klose überlegt kurz, sagt dann: "Nicht wirklich. 2002 habe ich dreimal getroffen, 2006 zweimal, diesmal nur einmal. Wenn das so weitergeht, brauche ich 2014 gar nicht antreten." Die überraschten Journalisten kichern, als hätte Klose sie an einer Stelle gekitzelt, die sie bisher gar nicht kannten. Aber ein wenig ist es auch so. Humor verhielt sich zu Klose bisher schließlich wie Sprache zu Matthäus oder Englisch zu Westerwelle.

13:05 Uhr

Die vorletzte Frage. Und der Kollege von der SZ macht tatsächlich das Weltklasse-Fass auf, will Mesut Özil in die Selecao loben. Doch wieder nimmt Löw das Tempo aus der Diskussion: "Es ist noch ein langer Weg." Für Özil. Aber auch für den Bundestrainer selbst, der sich deshalb auch verabschiedet, um schon mal vorzulaufen. Weltklasse, dieser Löw, findet zumindest Theo Zwanziger.

13:00 Uhr

Jetzt holt Löw sogar zum Roundhouse-Kick aus, um Lukas Podolski zu verteidigen: "Mir fehlt das Verständnis, dass Lukas immer wieder infrage gestellt wird. Er ist ein Spieler, der in meine Philosophie passt." dabei klingt Löw, als habe er einen "Yes, we can!"-Rhetorik-Kurs im Weißen Haus absolviert, zerquetscht den Fragesteller wie Obama eine Stubenfliege, dann lauscht er dem Nachhall seiner Wort. Es wird still. Dann Harald Stenger: Zwei Fragen noch. Aber nur, wenn sich jetzt noch jemand traut.

12:55 Uhr

Ein wenig erinnert diese Pressekonferenz nun an einen Fechtkampf. Die Journalisten greifen an, Löw pariert, das alles sogar mit offenem Visier und offenem Hemd. Hat auf alles eine Antwort. Wird er nach Ballack gefragt, sagt er Schweinsteiger, geht es um seine Zukunft, verweist er auf die Gegenwart. Und geht es um Schwächen seiner Mannschaft, kontert er mit deren Stärken. Martial Arts am Mikrofon. Und zwei Plätze weiter sitzt Harald Stenger und ruht in sich wie Mr. Miyagi.

12:50 Uhr

Das DFB-Orchester spielt aber auch ohne Musik auf allen Pressekonferenz-Klaviaturen. Harald Stenger dirigiert souverän, auch wenn die Journalisten im Graben nicht alle Töne treffen.

12:45 Uhr

Nun wird Joachim Löw vom Korrespondenten der BRAVO in eine Hitparaden-Diskussion verwickelt. "Auf Platz 26 der deutschen Charts steht ein Lied über Sie, wie fühlt sich das an, besungen zu werden, wie einst Rudi Völler?" Löw aber erstickt die Diskussion mit dem ihm eigenen Humor, der sich oft erst mit zwei Tagen Verzögerung entfaltet: "Ich kenne das Lied nicht." Kein Wunder. Seit Löw das Rolf-Zuckowski-Gesamtwerk für das Xylophon einstudieren musste, hat er Musik aus seinem Leben verbannt.

12:40 Uhr

Theo Zwanziger gibt das Mikro weiter an den Bundestrainer, der seinen Kashmir-Pullover gegen ein weißes Hemd, Modell HNO-Arzt, getauscht hat und nun dem nächsten Gegner aus Serbien in den Rachen schaut. Seine Diagnose: Der Gegner ist angeschlagen, aber trotzdem gefährlich. Theo Zwanziger, immer noch stolz, trägt plötzlich Mundschutz, will das Quartier in Erasmia unter Quarantäne stellen. Doch Löw (Medizini-Abonnent seit 1994) beruhigt ihn, er hat längst ein Gegenmittel aus Multikulturen zusammen gestellt.

12:35 Uhr

Zwanziger hat "viele Reaktionen aus der Heimat" in seinem Rollkoffer nach Südafrika überführt: "Mehls und Ess-M-Ess", wie er betont. Sein Fazit: Die Nation ist stolz, aber nicht so stolz wie Theo Zwanziger, der jetzt auch noch dem Bundestrainer dankt ("Der DFB weiß, was er an Ihnen hat.") und dann gleich noch ein paar "Mehl und Ess-M-Ess" aus seinem Blackberry löscht. Betreff: Amerell.

12:30 Uhr

Harald Stenger schleicht sich aufs Podium, kündigt einen 60-Sekunden-Countdown an. Neben ihm sitzt bereits Theo Zwanziger, der sich stellvertretend für all jene Journalisten fragt, wie man diese verbleibende Minute füllen könnte, hat aber sofort eine Wahnsinnsidee: "Der Herr Stenger könnte ja einen Witz erzählen", raunt er dem Herrn Stenger ins Ohr, der ihn mit Bauchredner-Stimme darauf aufmerksam macht, dass sein Mikro schon an ist. Der DFB-Präsident aber zuckt nur mit den Schultern: "Was soll's, ich werde keinen erzählen." Schon jetzt sitzen die Pointen, sitzen die Anzüge. Sitzende Ovationen.

12:25 Uhr

Aus dem ntv-Studio meldet sich die Back-Up-Besetzung der Augsburger-Puppenkiste, die sich längst in ihren eigenen Fäden verheddert hat. Das Urmel-Double im C&A-Maßanzug schaltet deshalb direkt nach Berlin, wo sich ein Fan als Reporter verkleiden durfte, dazu gibt es Bilder von tanzenden Fahnen unter der Gedächtniskurve, selbst die Goldfarben-Pantomimen aus der Fußgängerzone zucken im Takt.

12:20 Uhr

Guten Morgen Deutschland. Ein Land tanzt in schwarz-rot-gold. Wir sind wieder wer. Krise, welche Krise? Nach dem 4:0 gegen die australischen Ganztages-Surfer und Gelegenheitsfußballer hat sich die Republik zur Sommermärchenstunde vor dem Fernseher versammelt, um sich das nächste Kapitel vorlesen zu lassen. Heute im Ohrensessel: Zauberzunge Harald Stenger, der nach und nach folgende Figuren aus seinem großen Buch der guten Laune herauslesen wird: Joachim Löw (Glücksmarie), Miroslav Klose (der Knüppel aus dem Sack) und Theo Zwanziger (Frau Holle). Bis es gleich losgeht, drehen wir uns aus der BILD-Ausgabe von heute eine Papiervuvuzela und spielen zu Feier des Tages die gesamte deutsche Mundorgel, inkl. Hoch auf dem gelben Wagen. Reicht euch die Hände fest zum Bund.

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