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Sie trainieren wieder. Wenn sich Uruguay und Mexiko Unentschieden trennen, dann war die Plackerei umsonst.

© dpa

WM-aktuell: Spiele des Tages

Heute stehen die ersten Entscheidungen an. Kann die französische Chaos-Truppe doch noch das Ticket fürs Achtelfinale lösen oder gibt es ein Stillhalteabkommen zwischen Mexiko und Uruguay? Am Abend müssen Rehhagles Griechen Argentinien schlagen, wenn sie sicher in die nächste Runde einziehen wollen.

FRANKREICH – SÜDAFRIKA

Gruppe A, Free-State-Stadion, Bloemfontein, 16.00 Uhr, live bei ZDF und Sky, Schiedsrichter: Oscar Ruiz (Kolumbien)

Man weiß nicht, was man von dieser Partie erwarten soll. Alles scheint möglich: Sehen wir bedingungslosen Angriffsfußball, weil Gastgeber und Vizeweltmeister eigentlich nichts mehr zu verlieren haben, oder einen finsteren Grottenkick, eben weil beiden das Wasser bis zum Hals steht? Ja selbst die Punktevergabe am Grünen Tisch ist denkbar. Eine vorzeitige Abreise der Equipe Tricolore kann zumindest nicht ausgeschlossen werden nach diesen letzten Stunden, für die das Wort „turbulent“ noch als Untertreibung durchgeht. Nach dem sportlichen Bankrott folgte der zwischenmenschliche Offenbarungseid. An ein blau-rot-weißes Erfolgserlebnis glauben mittlerweile nicht einmal die hartnäckigsten Optimisten und dass, obwohl es gegen eine Mannschaft geht, die bislang außer dem Traumtor von Shabalala im Eröffnungsspiel ebenfalls ziemlich wenig zustande gebracht hat.

Strohhalmklammern ist auch bei Südafrika angesagt. Nur ein Sieg gegen die „Grande Nation“ kann überhaupt das erste Vorrundenaus eines WM-Gastgebers verhindern. Nelson Mandela immerhin sicherte der „Bafana Bafana“ seine „unerschütterliche Unterstützung“ zu. Staatspräsident Jacob Zuma lobte derweil mangels anderer lobenswerter Eigenschaften den „Patriotismus und Enthusiasmus“ seiner Landesauswahl. Ja, man darf wirklich gespannt sein, was diese Wundertüte von Spiel bereit hält.

MEXIKO – URUGUAY

Gruppe A, Royal-Bofakeng-Stadion, Rustenburg, 16.00 Uhr, live bei Sky und im ZDF infokanal, Schiedsrichter: Khalil Al Ghamdi (Saudi-Arabien)

Vor dem unerwarteten Spitzenspiel der Gruppe A wollen alle Beteiligten vor allem eines klarstellen: „Ein Abkommen schließe ich kategorisch aus“, entgegnet Uruguays Trainer Oscar Tabarez allen Unkenrufern, die fürchten, Uruguay und Mexiko könnten sich auf ein Unentschieden einigen. Das Ergebnis würde beiden reichen, um das Achtelfinale zu erreichen. Südafrika und Frankreich wären raus, egal wie sie spielen. Eine ähnliche Taktik hatten Deutschland und Österreich einst bei der WM 1982 exerziert: Wie am Schnürchen lief dort der Ball durch die Reihen, nur Richtung Tor lief er nicht. Beide waren weiter und Algerien raus. Uruguays Abwehr-Routinier Diego Lugano treibt die Frage nach einem Nichtangriffspakt die Zornesröte ins Gesicht. „Das ist Schwachsinn“, sagt er energisch. Man werde gegen Mexiko auf Sieg spielen. „Wenn Du auf einen Punkt aus bist, kannst du leicht verlieren.“ Außerdem gehe es um die Ehre. „Wir sind bei einer WM, die ganze Welt schaut auf uns.“

Ein Unentschieden würde auch mehr Uruguay als Mexiko nutzen. Denn dem Zweiten droht im Achtelfinale Argentinien als Gegner. „Wir spielen auf Sieg, denn wir wollen unbedingt Gruppenerster werden“, erklärt Mexikos Cuauhtemoc Blanco. Die Mexikaner wollen schließlich nicht zum fünften Mal in Folge im Achtelfinale ausscheiden.

GRIECHENLAND – ARGENTINIEN

Gruppe B, Peter-Mokaba-Stadion, Polokwane, 20.30 Uhr, live bei ZDF und Sky, Schiedsrichter: Rawschan Irmatow (Usbekistan)

Ein scharfer Sinn für alles Geschichtsträchtige ist den Griechen nicht abzusprechen. Ein „epischer Sieg“ sei das 2:1 gegen zehn Nigerianer gewesen, schrieb die Athener Tageszeitung „To Vima“ und zählte umgehend die Sternstunden des griechischen Fußballs auf, bei denen das 5-3-2-System, zu dem Otto Rehhagel zurückgekehrt war, zur Anwendung gekommen sei – bis hin zum Erreichen des Europapokalfinales 1971 durch Panathinaikos Athen. Nach dem ersten WM-Sieg der Historie soll Trainerhalbgott Rehhakles nun mit dem Achtelfinaleinzug die nächsten Verse seiner eigenen Heldensage schreiben.

Diego Maradona hat beste Erinnerungen an die Griechen, war doch der glanzvolle und mit einem spektakulären Tor gekrönte Auftritt bei der WM 1994 das letzte internationale Highlight seiner Spielerkarriere. Allzu ernst nimmt Argentiniens Nationalheiligtum die stolzen Hellenen dann auch nicht, obwohl noch ein Punkt für den sicheren Einzug in die nächste Runde fehlt. Geschont wird wohl Dreifachtorschütze Gonzalo Higuain, spielen soll neben Diego Milito von Inter Mailand auch Maradonas Schwiegersohn Sergio „Kun“ Aguero. Dabei brachte die Hybris schon ganz andere Götter zu Fall.

NIGERIA – SÜDKOREA

Gruppe B, Moses-Mabhida-Stadion, Durban, 20.30 Uhr, live bei Sky und im ZDF infokanal, Schiedsrichter: Olegario Benquerenca (Portugal)

1000 Droh-Mails erhielt Sani Keita, der Rotsünder Nigerias bei der 1:2-Niederlage gegen Griechenland. Den nigerianischen Verband NFF brachte dies dazu, die Sicherheitsvorkehrungen zu verschärfen. Doch die NFF steht selbst im Fokus der Kritik. Medien in Nigeria berichteten davon, dass der Verband Prämiengelder des Weltverbandes Fifa veruntreut haben soll. Sprecher der NFF dementierten die Vorwürfe zwar umgehend, aber für Ruhe in der Vorbereitung der Nigerianer auf das finale Gruppenspiel gegen Südkorea sorgte auch dies nicht. Zumal nach zwei Pleiten die Chancen der Westafrikaner aufs Weiterkommen sowieso schon minimal sind. Auch Kapitän Joseph Yobo gibt sich pessimistisch: „Es sieht nicht so aus, dass wir die nächste Runde erreichen. Im Grunde genommen sind wir aus dem Turnier raus.“

Ganz anders gehen die Südkoreaner in die Partie. Trainer Huh Jung-Moo sieht trotz immenser Kritik an seiner Person aus der Heimat gute Chancen auf den Achtelfinaleinzug. Dazu will er zum 4-4-2-System zurückkehren und den Freiburger Cha Du-Ri wieder ins Team bringen. „Falls wir gut verteidigen, haben wir eine Chance, Tore zu schießen und zu gewinnen“, sagt Mittelfeldmann Woo Kim-Jung. Fußball kann so herrlich einfach sein.

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