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Maradona

© dpa

WM-Qualifikation: Maradona flieht aus Argentinien

Argentiniens Fußball-Nationaltrainer Diego Maradona hat sich in ein Spa-Hotel in Italien zurückgezogen. Wie argentinische Medien am Dienstag berichteten, wurde deshalb Carlos Bilardo zum vorläufigen Chef-Coach des in der WM-Qualifikation strauchelnden Doppelweltmeisters ernannt.

Eine unangekündigte Auslandsreise von Trainer Diego Maradona stürzt die argentinische Fußball-Nationalmannschaft tiefer ins Chaos: Zumindest vorübergehend hat Sportdirektor Carlos Bilardo auf Weisung der Verbandsspitze die Amtsgeschäfte des bislang glücklosen Coaches übernommen. Nach vier Niederlagen in sechs Pflichtspielen und dem Abrutschen aus den direkten WM-Qualifikationsrängen forderte die Mehrheit der argentinischen Fans den Rücktritt des Jahrhundertfußballers, der sich auch heftiger Kritik aus den Medien ausgesetzt sieht. Am Sonntag hatte sich Maradona in ein spanisches Linienflugzeug mit dem Ziel Europa gesetzt, ohne die Spitze des argentinischen Fußball-Verbandes AFA über den siebentägigen Kurztrip zu informieren.

In Meran in Norditalien will Maradona offenbar wieder in Rekordzeit einiges von seiner wieder einmal beträchtlich angewachsenen Leibesfülle abtrainieren. Leibarzt Alfredo Cahe bestätigte die Diät-Spritztour, attestierte dem Jahrhundertfußballer zugleich aber einen ausgezeichneten Gesundheitszustand: „Ihm geht es gut, viel besser als jeder denkt.“

Bereits am Wochenende berichteten argentinische Medien über einen angeblichen Zwischenfall in der Halbzeitpause des WM-Qualifikationsspiels in Paraguay, das Argentinien am vergangenen Mittwoch mit 0:1 verlor. AFA-Präsident Julio Grondona sei in die Kabine gestürmt und habe wutentbrannt von Trainer Diego Maradona gefordert: „So können wir nicht weiterspielen.“ Maradona habe daraufhin versucht, die Wogen zu glätten und die Einmischung des Funktionärs höflich, aber bestimmt zurückgewiesen: „Don Julio, beruhigen Sie sich, das hier ist unserer Territorium.“ Carlos Bilardo dementierte die Darstellung: „Glauben Sie mir, bei uns kommt niemand in die Kabine, es sei denn es ist die heilige Jungfrau Maria oder Jesus Christus persönlich. Dann machen wir eine Ausnahme.“

Am Montagabend sollten Sportdirektor Carlos Bilardo, Trainer Diego Maradona und AFA-Präsident Julio Grondona in einer Krisensitzung die jüngste sportliche Talfahrt der argentinischen Nationalmannschaft analysieren, doch da befand sich Maradona bereits auf der anderen Seite des Atlantiks. Kurzerhand beförderte Grondona nach Angaben der Tageszeitung „Clarin“ daraufhin Bilardo, Trainer der Weltmeisterschaft von 1986, zum Interimscoach: „Bilardo ist im Moment für die Nationalmannschaft verantwortlich, bis Maradona zurückkommt.“ Zuvor hatte Grondona öffentlich eine stärkere Rolle des Erfolgstrainers gefordert: „Diego muss mehr auf Bilardo hören.“

Aus dem Umfeld Maradonas kommen derweil beschwichtigende Nachrichten: Die Reise habe vor allem den Zweck, Einzelgespräche mit den in Europa tätigen argentinischen Profis zu suchen und die nötige Kraft zu tanken. Vor allem Superstar Lionel Messi vom FC Barcelona zeigt im argentinischen Nationaltrikot deutlich schwächere Leistungen als im Dress seines Klubs. Messis Vater Jorge dementierte Meldungen aus Spanien, sein Sohn habe wie viele andere im Ausland tätige Stars fehlende taktische Anweisungen und Maradonas Abneigung gegen Trainingseinheiten am Vormittag kritisiert.

Bereits in der kommenden Woche wird Maradona in Argentinien zurückerwartet. Auf ihn warten Mitte Oktober die entscheidenden beiden WM-Qualifikationsspiele gegen Peru und in Uruguay. Aus eigener Kraft kann sich Argentinien nicht mehr direkt für die WM 2014 in Südafrika qualifizieren.

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