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FBL-WC2010-QUALIFIERS-ARG-BRA

© (AFP)

WM-Qualifikation: Maradona muss um seinen Job fürchten

Sie haben vor dem Spiel gebetet, und der argentinische Nationaltrainer Diego Maradona hat noch eine leidenschaftliche Ansprache an seine Mannschaft gehalten. Geholfen hat es nichts. Argentinien verlor in der WM-Qualifikation 1:3 gegen die Brasilianer, die nun qualifiziert sind. Die Argentinier müssen als Gruppenvierter weiter bangen - und Maradona um seinen Job.

Diego Maradona hatte einiges versucht. Da war das gemeinsame Gebet in einer Kapelle im Trainingszentrum Ezeiza. Oder die letzte leidenschaftliche Ansprache auf dem Platz. Und schließlich ein Klapps auf den Rücken von Superstar Lionel Messi. Doch alle Motivationsversuche halfen nichts. 1:3 (0:2) unterlag Argentinien im Heimspiel gegen Brasilien, weshalb Diego Maradona nun um seinen Job als argentinischer Nationaltrainer fürchten muss. In ersten Online-Umfragen argentinischer Zeitungen wird bereits seine Ablösung gefordert. Zumal die WM-Teilnahme des zweimaligen Weltmeisters in ernsthafter Gefahr ist. Brasilien dagegen ist für die Titelkämpfe 2010 in Südafrika qualifiziert.

Zu stark erwiesen sich die taktisch hervorragend eingestellten Brasilianer. Dabei hatte Maradona bewusst das beengte Stadion „Gigante de Arroyito“ in Rosario drei Autostunden von Buenos Aires entfernt auserkoren, um mit der richtigen Atmosphäre den fünfmaligen Weltmeister in Bedrängnis zu bringen. Argentiniens Sportblatt „Ole“ kommentierte daher nach der Niederlage ironisch: „Ist doch egal, auf welchem Platz wir spielen.“

Argentinien begann wie erwartet druckvoll. Vor allem Lionel Messi versuchte seine unwiderstehlichen Tempodribblings, doch die vom ehemaligen Bayern-Profi Lucio klug organisierte Defensive ließ nur wenige Chancen zu. Doch mehr als den Alleinunterhalter vom FC Barcelona hatte Argentinien an diesem verhängnisvollen Abend nicht zu bieten: Die in die Jahre gekommenen Altstars wie Gabriel Heinze, Juan Sebastian Veron oder Javier Zanetti sind mit einem Gegner wie Brasilien mittlerweile schlichtweg überfordert. Dass auf der Bank mit Martin Palermo ein weiterer Altstar schmorte, offenbart die ganze personelle Misere des argentinischen Fußballs.

Dass es auch anders geht, beweist der brasilianische Nationaltrainer Carlos Dunga. Konsequent ignoriert der ehemalige Stuttgarter Bundesligaprofi prominente Akteure wie Ronaldo oder Ronaldinho, weil diese in ihrer augenblicklichen körperlichen Verfassung einfach nicht mehr den Ansprüchen des modernen Hochgeschwindigkeitsfußballs genügen. Dungas Antwort ist ein eingespieltes Kollektiv, das zur richtigen Zeit zuschlägt. Kaum war der Elan der argentinischen Anfangsoffensive erloschen, trafen Luisao und Luis Fabiano in der ersten Halbzeit zum 2:0 und schockten die Gastgeber. Schon nach einer halben Stunde war das Duell der südamerikanischen Fußballmächte so gut wie entschieden. Denn ohne den nach einem Streit mit Maradona ausgemusterten Spielmacher Juan Roman Riquelme fehlten den Argentiniern im Mittelfeld die Ideen, um das brasilianische Gesamtkunstwerk ins Wanken zu bringen. „Argentinien spielte ohne nachzudenken“, kritisierte die Tageszeitung „Clarin“ am Tag nach der Schmach. „Wir haben es immer wieder versucht, aber es war nicht präzise genug“, analysierte Maradona.

Symptomatisch die Szene, die zum 1:2 von Jesus Datolo führte: Der Jung-Nationalspieler aus Neapel sorgte mit einem Verlegenheitsschuss aus der Distanz für ein kurzes Aufflackern der argentinischen Hoffung. Doch der Brasilianer Luis Fabiano beendete mit einem Spaziergang durch die einmal mehr erschreckend schwache Abwehr der „Albiceleste“, der Weiß-Himmelblauen, nur zwei Minuten später alle Spekulationen.

Nun wird es eng für die Argentinier, denen drei Spieltage vor dem Abschluss der WM-Qualifikation sogar der Sturz auf Platz sechs droht: Nur die ersten vier Teams qualifizieren sich direkt für die WM, der Fünfte muss in die Relegation gegen ein Team aus Nord- und Mittelamerika. Hinter dem Vierten Argentinien (22 Punkte), der am Mittwoch beim Tabellenzweiten Paraguay spielt, lauern mit je 20 Punkten Kolumbien (am Mittwoch in Uruguay) und Ekuador (am Mittwoch in Bolivien). Bei einer neuerlichen Pleite in Asunción, so spekulieren argentinische Medien, werde das Experiment Maradona bereits nach sechs Qualifikationsspielen beendet sein.

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