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Mit Pulli und Ossi: Im Halbfinale gegen Spanien könnte Toni Kroos den gesperrten Thomas Müller ersetzen.

© ddp

Zieht euch warm an: Der Stoff, aus dem die Siege sind

Joachim Löw hat schon mal den Glückspulli rausgelegt: Entscheidender ist jedoch, wie er Thomas Müller im Halbfinale gegen Spanien ersetzt – durch Piotr Trochowski oder Toni Kroos?

Also gut: Ja, der blaue Pullover befindet sich im Hotelzimmer in Durban, er liegt akkurat gefaltet in der Suite von Joachim Löw, nur leider dürfte das weiche Babykaschmirteil so langsam müffeln – „ich darf den Pullover ja nicht mal mehr waschen“, sagt Joachim Löw, bisher nicht bekannt für solche Späße. „Ich bin eigentlich keiner, der von Aberglauben getrieben wird“, sagt er, aber die Assistenten bestünden nun mal auf diesem blauen Pullover, pardon: dem Viertore-Pullover. Den hatte die Trainerdelegation bei dieser WM beim 4:0 gegen Australien an, später beim 4:1 gegen England und auch beim 4:0 gegen Argentinien. Löw findet diesen Zufall ausgesprochen amüsant, er lacht sogar auf, aber nur kurz. Noch Fragen zum Reisegepäck? Danke.

Unter dem Arm stecken die viel wichtigeren Reiseutensilien: Laptop, Klemmbrett und all die Notizen, wie man nicht nur neben der Kreidelinie auffallen kann, sondern vor allem auf dem Rasen des Moses-Mabhida-Stadions. In Durban trifft die deutsche Nationalmannschaft heute im Halbfinale auf Spanien. Am Vorabend absolvierten die Deutschen dort ein letztes Geheimtraining, im Hotel wurden ihnen anschließend die „Stärken und Schwächen der Spanier vorgelesen“, so Bastian Schweinsteiger, auch wenn Trainer Löw vorher klarstellt hatte: So richtig viele Schwachstellen und Fehler hätten die Späher der Deutschen nicht bei den Spaniern entdeckt, „wir müssen sie daher zwingen, eigene Fehler zu machen.“

Dem Referat im WM-Besprechungszimmer schenkte sicherlich auch der neue Mann auf der rechten Offensivseite viel Beachtung, von dem man den Namen nicht kennt, weil es Bundestrainer Löw überraschenderweise vorzieht, lieber über seinen blauen Kuschelpullover zu plaudern, als dem Gegner seine taktische Idee zu verraten.

Thomas Müller, laut Löw „eine der ganz großen Entdeckungen der WM“, ist nach seiner zweiten Gelben Karte im Viertelfinale gesperrt gegen Spanien. Für ihn gibt es mehrere Alternativen, was ja nun nicht von Nachteil sein muss. „Es gibt drei Möglichkeiten: Trochowski, Cacau oder Kroos. Einer von den Dreien wird es sein“, hat Löw am Dienstagabend gesagt. Unwahrscheinlich wird damit die zunächst heiß gehandelte Variante, nach der Lukas Podolski auf die rechte Seite wechselt (und sich den Ball wie Arjen Robben mit Tempo auf den linken Fuß legt). Dann würde links der flinke Marcell Jansen (zwei WM-Einsätze) ins Spiel kommen. Eine wahrscheinlichere Option auf der rechten Seite ist Piotr Trochowski (drei WM- Spiele). Oder eben der von Löw genannte Cacau – obwohl der sich ja zuletzt mit hartnäckigen Rücken- und Muskelschmerzen herumgeplagt hatte.

Eine vielversprechende Variante könnte der Einsatz des fußballerisch so ungemein begabten Toni Kroos sein. 20 Jahre ist der Mecklenburger alt, geboren als einziger im Team in den neuen Bundesländern. Kroos (zwei WM-Einsätze), der in den vergangenen eineinhalb Jahren an Bayer Leverkusen ausgeliehen war und sich dort einen Namen machte, gilt als ballsicher und auch clever in Standardsituationen, die bisher nur bedingt zu den Stärken der Nationalmannschaft zählten. Mit ihm kämen neue Ideen ins Spiel, die die Spanier dann doch noch überraschen könnten. Die Geschichte mit dem blauen Viertore-Kuschelpulli kennen sie ja schon.

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