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Olympische Sommerspiele 2008

© AFP

Fußball: Zusammenbruch nach 972 Minuten

Brasilien beendet mit einem 4:1 die Siegesserie der deutschen Fußballerinnen. 972 Minuten war die deutsche Torhüterin Nadine Angerer unbesiegt - doch nun kann das Team von Bundestrainerin Silvia Neid nur noch Bronze gewinnen.

Die deutschen Fußballfrauen haben das Finale des olympischen Fußballturniers verpasst. Im dürftig besuchten Stadion von Schanghai unterlagen sie Brasilien 1:4 (1:1). Nach 972 Minuten war die scheinbar unbezwingbare deutsche Torhüterin Nadine Angerer erstmals überwunden. Die Brasilianerin Formiga beendete die Erfolgsserie der deutschen Torhüterin. Und sie beendete die Siegesserie der Deutschen. Das Team von Bundestrainerin Silvia Neid kann damit nur noch Bronze gegen Japan gewinnen (Donnerstag, 12.00 Uhr deutscher Zeit).

Zuvor hatte Schanghai fast eine Neuauflage des WM-Finals von 2007 erlebt. Die Dribbelkunst von Marta und Cristiane blieb zunächst wirkungslos, immer wieder wehrte die deutsche Verteidigung gut ab. Auf der Gegenseite nutzte Birgit Prinz den ersten Patzer der brasilianischen Abwehr zur Führung, ihr erstes Tor bei Olympia 2008. Auch im WM-Finale hatte Prinz das 1:0 geschossen. Danach wurde Deutschland Weltmeister.

Zu viel gewollt

Damals aber blieb das Team von Silvia Neid nach der Führung auch souverän, diesmal hingegen scheiterte Anja Mittag gleich zweimal überhastet an Brasiliens Torhüterin Barbara. Das rächte sich: Noch vor der Pause spielte Cristiane die erfahrene Kerstin Stegemann aus und legte perfekt zum 1:1 für die allein gelassene Formiga auf.

Als die Deutschen nach dem Wechsel mit Gewalt das 2:1 erzielen wollten, nutzten die Brasilianern den entstehenden Raum. Erst zog Marta die gesamte deutsche Abwehr auf sich und spielte den Ball zu Cristiane, die das 2:1 erzielte. Das 3:1 erzielte Marta selber, als sie an Angerer vorbei ins lange Eck schoss. In beiden Fällen hatte die beste Torfrau der Welt nicht den Hauch einer Chance. Cristianes Sololauf, den sie mit dem 4:1 beendete, bedeutete endgültig die Niederlage der deutschen Mannschaft. Einen Zusammenbruch wollte Silvia Neid dennoch nicht gesehen haben. Man sei eben einfach „in die Konter gelaufen“ und hätte auch „fünf oder sechs“ Gegentore kassieren können. Warum ihre Mannschaft aber bei eigenem Eckball, als es 1:1 stand, so weit aufrückte, dass Marta das halbe Spielfeld für sich allein hatte, blieb Neids Geheimnis.

In jedem Spiel eine Schwächephase

Beim WM-Finale hatte die im unterfränkischen Gemünden aufgewachsene und bei Turbine Potsdam gereifte Angerer noch Martas Elfmeter pariert und das Spiel entschieden. Deutscher Teamgeist siegte damals über Brasiliens individuelle Klasse. Diesmal triumphierte Marta im Duell der beiden Schweden-Legionäre. Marta läuft für Umea auf, Angerer für Djurgarden.

Abhaken müsse man das Spiel, sagte Angerer, und nach vorne schauen. Bronze könne ja auch Spaß machen, ergänzte Birgit Prinz und zwang sich zu einem bitteren Lächeln. Dafür aber müsse man dringend aus den Fehlern lernen, die das eigene Team schon durch das gesamte olympische Turnier begleiteten.

Vom Unentschieden gegen Brasilien zum Turnierstart bis zum 2:0 nach Verlängerung im Viertelfinale gegen Schweden hatten die deutschen Damen bislang in jedem Spiel eine Schwächephase überstehen müssen. Das müsse man abstellen, fordert Kapitän Prinz: „Wenn wir unsere Zwischentiefs nicht abstellen, wird es auch schwer, Bronze zu holen.“

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