zum Hauptinhalt
Junges Glück. Bastian Schweinsteiger spielt künftig für Manchester United. Dort wird ihn vermutlich auch seine neue Freundin Ana Ivanovic häufiger besuchen.

© Imago/Zimmer

Fußballer machen Schluss - mit Freundinnen und Vereinen: "Viele Spieler wollen ihr Leben neu organisieren"

Mesut Özil, Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger: Warum trennen sich nach dem WM-Gewinn viele Fußball-Nationalspieler von Freundinnen und Vereinen? Eine Gespräch mit dem Sozialpsychologen Rainer Banse.

Herr Banse, seit dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft vor einem Jahr haben viele Nationalspieler ihre Beziehungen beendet: Kürzlich trennten sich auch noch Sami Khedira und Lena Gercke und Bastian Schweinsteiger macht gleich doppelt Schluss: 2014 mit Freundin Sarah Brandner und nun mit seiner großen Liebe, dem FC Bayern. Wie ist das aus beziehungspsychologischer Sicht zu erklären?

Zwar habe ich keine intimen Kenntnisse über die Beziehungen dieser Spieler, aber es wäre plausibel, dass durch den Gewinn der Weltmeisterschaft ein Punkt erreicht wurde, an dem viele Spieler ihr Leben neu organisieren wollen. Bis 2014 musste sich alles dem Ziel unterordnen, die WM gut zu spielen. Das wurde erreicht und deshalb häufen sich bei ihnen nun die Veränderungen privat wie beruflich.

Ist der Gewinn des WM-Titels im Sinne der Lebensverlaufsforschung also ein kritisches Ereignis?

Ganz sicher, und zwar ein extremes. Denn viele Spieler werden sich fragen, was sie jetzt noch erreichen können. Insofern gibt es Parallelen zu Olympiasiegern oder Oscar-Gewinnern, die nach dem Erreichen des für sie maximalen Ziels eine gewisse Leere verspüren, die sie mit einem neuen Ereignis füllen wollen. Manche beenden deshalb vielleicht Beziehungen und fangen neue an.

Tatsächlich hat sich auch Teamchef Franz Beckenbauer 1990 von seiner ersten Frau scheiden lassen. Und die Schauspielerinnen Reese Witherspoon und Sandra Bullock haben sich nach dem Oscar-Gewinn von ihren Männern getrennt.

Natürlich weiß man nicht, ob sie das nicht auch ohne Oscar getan hätten, aber die Parallele zwischen Nationalspielern und Hollywoodschauspielern liegt sicher darin, dass sie auf dem Partnermarkt sehr begehrt sind. Insofern ist die Auswahl für sie recht groß und damit das Risiko klein, keinen neuen Partner zu finden.

Rainer Banse, 53, ist Professor für Sozial- und Rechtspsychologie an der Universität Bonn. Er forscht unter anderem zu Paarbeziehungen.
Rainer Banse, 53, ist Professor für Sozial- und Rechtspsychologie an der Universität Bonn. Er forscht unter anderem zu Paarbeziehungen.

© promo

Allerdings geschieht das immer im Fokus der Öffentlichkeit.

Und das kann für eine Beziehung großer Stress sein. Denn wenn eine Beziehung durch äußere Zwänge bestimmt ist und nicht so sehr durch das, was in den beiden Menschen vorgeht, kann das zu Problemen führen.

Andererseits inszenieren ja Spieler und Spielerfrauen ihre Beziehung bewusst, um sich gemeinsam als Marke zu verkaufen.

Wenn sich beide Partner in der exhibitionistischen Rolle gefallen, ist das kein Problem. Aber durch diesen ganzen öffentlichen Betrieb gibt es natürlich sehr viel Stress. Hinzu kommen die vielen Versuchungen und die normalen Alltagsprobleme, die jedes Paar hat, die dann eine Beziehungskrise auslösen können.

Auch Bastian Schweinsteiger und der FC Bayern steckten offensichtlich in der Krise, der Spieler trennt sich nach 17 Jahren Beziehung von seinem Verein und wechselt zu Manchester United. Gibt es Parallelen zwischen der Beziehung zu einem Arbeitgeber und einer Person?

Die Beziehung zum Verein ist sicher keine Liebesbeziehung. Ein Fußballverein ist eine Firma und der Fußballspieler ihr Angestellter, beiden geht es in der Beziehung um maximalen Profit. Aber der große Unterschied bei Fußballspielern ist natürlich die Begrenzung ihrer Lebensarbeitszeit. Schweinsteiger hat sicher noch einmal eine Chance gesehen, bevor es in absehbarer Zeit vorbei ist mit der Karriere. Aber sicherlich spielen auch emotionale Aspekte eine Rolle wie die Beziehung zum Trainer.

Dass sich so viele Fußballer jetzt trennen, verwundert auch deshalb, weil sie in der Regel eher dazu tendieren, sich früh zu binden und Familien zu gründen.

Das ist tatsächlich ein interessantes Phänomen. Die meisten der Spieler haben ja keine lange Ausbildungskarriere, sondern stehen seit jungen Jahren auf dem Platz . In diesem Sinn sind sie Facharbeiter, die in der Regel früher heiraten als etwa Akademiker. Hinzu kommt, dass ein Profifußballer oft den Verein wechselt, ständig neue Trainer und Kollegen hat. Da entsteht bei vielen Spielern das Bedürfnis nach einer festen Beziehung, die das Leben trotz allem Trubel in feste Bahnen lenkt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false