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Fußballprofis: Der Ulk mit Hulk und andere Spitznamen

Wie aktuelle und ehemalige Fußballprofis zu ihren seltsamen Spitznamen kamen. Hier eine kleine Auswahl - samt weiterführender Bildergalerie.

DER HULK

Wuchtig, muskulös, unberechenbar: Givanildo Vieira de Souza vom FC Porto trägt seinen Spitznamen zu Recht und voller Stolz auch hinten auf seinem Trikot. Zwei Länderspiele hat Hulk bereits für Brasilien absolviert, dem Stürmer wird eine große Zukunft vorausgesagt. In der portugiesischen Liga hat er in bisher neun Saisonspielen zehn Tore erzielt. Der 24-Jährige musste allerdings den Umweg über die erste und zweite japanische Liga und die Klubs Kawasaki Frontale, Consadole Sapporo und Tokyo Verdy nehmen, ehe er 2008 nach Portugal kam. Im Comic-Land Japan entdeckten die Fans die Ähnlichkeit des Brasilianers mit dem grünen Helden, der zu Wutausbrüchen neigt. Auch diese Eigenschaft ist dem Fußballer Hulk nicht fremd – im Dezember 2009 wurde er mehrere Wochen gesperrt, nachdem er sich in den Stadionkatakomben eine Rauferei mit Ordnern geliefert hatte. Den Fans des FC Porto kann das nur recht sein: Die Comicfigur Hulk wird immer dann am stärksten, wenn sie besonders wütend ist.

ATOM-OTTO

Man darf davon ausgehen, dass die Anti-Akw-Bewegung im Jahre 1965, wenn überhaupt, noch in den Kinderschuhen steckte. In Zeiten des allgemeinen Schotterns jedenfalls ist eine Betitelung, wie sie Otto Luttrop widerfuhr, nur noch schwer vorstellbar. Vor 45 Jahren jedoch nahm eine Münchner Tageszeitung den 30-Meter-Freistoßtreffer des Mittelfeldspielers vom TSV 1860 gegen den FC Turin zum Anlass, Luttrop als „Atom-Otto“ zum strahlenden Helden zu machen. „Ich hatte einen sehr guten Spannschlag“, erinnert sich die damals in ganz Europa gefürchtete atomare Bedrohung in Fußballstiefeln. Und vergisst nicht darauf hinzuweisen, dass er seinen Nuklearstrahl auch gerne im Training losließ. „Radi sagte vor dem Schusstraining immer: Das Tor ist jetzt zu!“, erzählt Luttrop. „Der Einzige, der traf, war ich.“ Auch vom Punkt entschied sich der gebürtige Hammer (Westfalen) meist für eben diesen: „Elfer habe ich eigentlich immer mit Vollspann geschossen.“ An einen Ausstieg aus der Atomsache ist bis heute nicht zu denken. Selbst seine Tochter werde am Telefon dauernd gefragt: „Sie heißen Luttrop? Sind Sie mit Atom-Otto verwandt?“

DER APPARAT

Der Karlsruher SC ist Anfang der Neunzigerjahre ein Team voller kantiger Kämpfer. Im Tor der junge Olli Kahn, davor der noch jüngere Jens Nowotny, dazu Dirk Schuster, Manni Bender, Wolfgang Rolff oder Rainer Schütterle. Und ganz vorne: Rainer Krieg. Genannt: der Apparat. Ein Mann wie ein Kraftwerk-Song. „Ich bin selbst schuld“, sagt Krieg heute. 1991/92 sei das losgegangen, in seinem ersten Jahr in Karlsruhe: „Ich war ein junger Kerl und wollte es unbedingt schaffen.“ Nach einem tollen Tor im Training rief er: „Habt ihr gesehen? Was für ein Apparat!“ Das „r“ rollte der Mann aus dem hessischen Vogelsbergkreis dabei markant. Die Kollegen fingen an, ihn mit dem „Apparat“ aufzuziehen, und bald hatte Krieg seinen Spitznamen weg. Der Stürmer befand sich dabei in guter Gesellschaft mit Sergej „Kiki“ Kirjakow, Burkhard „Kante“ Reich (Krieg: „weil er lang und unbequem war“), Heiko „Schnickschnack“ Bonan („keine Ahnung, warum“) und „Magic“ Metz, der in Wahrheit – wenig zauberhaft – Gunther hieß. Im Badischen hält die Erinnerung. Wenn Krieg heute in Karlsruhe in ein Lokal kommt, heißt es meist nur: „Oh, da ist der Apparat!“ Probleme habe er damit nicht, sagt Krieg: „Ich bin ja quasi selbst der Erzeuger.“

DER APACHE

Carlos Tevez trägt zwar indianische Züge, der Kampfname des argentinischen Nationalspielers hat aber nichts mit seiner Frisur zu tun oder mit Vorlieben für Mustangs oder Pfeil und Bogen. Tevez stammt vielmehr aus dem Stadtteil „Fuerte Apache“ in Buenos Aires – einer Gegend, die zu den gefährlichsten von ganz Argentinien gehört. Inzwischen schießt Tevez hervorragend bezahlt Tore für Manchester City, aufgewachsen ist er umgeben von Kriminalität und Armut. Die Narben an Hals und Körper des Stürmers stammen von einem Unfall, als er als Kleinkind von kochendem Wasser verbrannt wurde. Die daraus resultierenden Verfärbungen seiner Haut haben ihm noch einen anderen Spitznamen verliehen: „Manchado“, der Gefleckte.

DER PHILOSOPH

In einem Geschäft, in dem bereits 19-Jährigen jeder Handgriff abgenommen wird, gehen Spieler, die eigenständig vernünftige Gedanken fassen und auch noch formulieren können, als Rarität durch. Vielleicht neigen Fußballfans deshalb dazu, der seltenen Spezies der Selbstdenkenden gleich überbordende Spitznamen zu geben. Während Olaf Thon hierzulande vor allem wegen seiner allzu gestelzten Ausdrucksweise zum „Professor“ wurde, hat sich Frankreichs Rekordnationalspieler Lilian Thuram (142 Einsätze) seinen geistreichen Titel redlich verdient. Schon während seiner aktiven Karriere bezog Thuram Stellung zu wichtigen gesellschaftlichen Themen. Sowohl im Ausland („Italien ist rassistisch!“) als auch in der Heimat, wo er Nicolas Sarkozys „Gesindel wegkärchern“-Auslassungen konterte („Ich komme auch aus den Banlieues!“), profilierte sich „Thu-Thu“ als Sprecher der Benachteiligten. Zu seinem Denkernamen kam der Abwehrmann wohl auch wegen der Lesebrille, die er der Öffentlichkeit schon 1998 im Sommermärchen-Vorläufer „Les yeux dans les Bleus“ präsentierte. Eher erdverwachsen dagegen Thurams zweiter Spitzname: „le tronc“, der Baumstamm.

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