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Sport: Galopprennen: Pferdsprung

Frankie Dettori liebt das Außergewöhnliche, das Spektakuläre. Deshalb steigt der englische Jockey nach einem gewonnen Rennen auch nicht umständlich aus dem Sattel, sondern hüpft wie ein Frosch vom Pferderücken runter.

Frankie Dettori liebt das Außergewöhnliche, das Spektakuläre. Deshalb steigt der englische Jockey nach einem gewonnen Rennen auch nicht umständlich aus dem Sattel, sondern hüpft wie ein Frosch vom Pferderücken runter. Der Sprung ist für ihn zum Markenzeichen geworden. Bei großen Renntagen in Hongkong und Ascot wartet das Publikum regelrecht darauf - fordert Dettori heraus, wie einen Spieler bei einer Ecke im Fußball. Dettori gibt ihnen diese Show, er ist Profi und weiß, dass ihn das Publikum neben seiner riskanten und kraftvollen Reitweise unter anderem deshalb verehrt. Der 30-Jährige hat allerdings auch häufig Gelegenheit zu einem Sprung, denn er ist derzeit erfolgreichster Jockey der Welt, hat in den vergangenen Jahren alle bedeutenden Rennen gewonnen.

Im Mutterland des Pferderennens England, wo der gebürtige Italiener bereits zweimal Champion wurde, wird er ebenso verehrt, wie in Asien, wo er sogar Kultstatus genießt. Auch in Dubai wird Dettori auf der Straße erkannt, denn der zweifache Weltmeister ist der Starreiter für den Stall Godolphin. Jenem Stall, der der Scheich-Familie von Dubai gehört und in dem die teuersten sowie erfolgreichsten Warmblüter der Erde stehen.

Das ist auch der Grund, warum Dettori nur selten in Deutschland reitet. Zu wenige Rennen sind so hoch dotiert, dass es sich für die Maktoum-Familie lohnt, ein Pferd mitsamt des besten Stalljockeys zu schicken. Auf der Galopprennbahn Hoppegarten gibt es vielleicht heute wieder ein Möglichkeit, Dettoris Sprung zu bewundern. Denn Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum lässt bei der Berlin-Brandenburg-Trophy satteln (Renntagbeginn: 14.20 Uhr). 200 000 Mark gibt es allein für den Sieger, da lohnt es sich für den Scheich den vierjährigen Hengst Mahfooth als Favoriten ins Rennen zu schicken. Es versteht sich von allein, dass Dettori im Sattel sitzt.

Das der zweifache Familienvater überhaupt noch im Sattel sitzt, verdankt er einem Zufall. Am 1. Juni 1996 stürzte er mit seiner Privatmaschine ab. Sein Pilot kam dabei ums Leben, der Starjockey erlitt nur einen Beinbruch. Wenige Tage zuvor hatte Dettori, der offiziell Lanfranco heißt, in Ascot noch für eine Sensation gesorgt. Bei einem der großen Renntage auf der englischen Nobelbahn gewann der Ausnahmereiter alle sieben Rennen hintereinander. Die Quoten für die Kombinationswette über alle Rennen trieb zahlreiche Buchmacher in den Ruin.

Trotz seiner außergewöhnlichen Erfolge und seines Millioneneinkommens ist der Sohn des italienischen Erfolgsjockeys Gianfranco Dettori bodenständig geblieben. Er spielt zwar schon mal mit Golfprofi Lee Westwood eine Platzrunde, ist aber im Gegensatz zu seinem Vorbild Lester Piggot kein Exzentriker, sondern ein zugänglicher Zeitgenosse. Mit seiner jugendlichen Austrahlung und seinem unbekümmerten Lachen gibt er seinem Gegenüber nicht das Gefühl ein Star zu sein. Er spielt in größeren Runden schon mal den Spaßvogel. Doch der Spaß hört spätestens in der Startbox auf. Er reitet in seinem Rennen mit hemmungslosem Siegeswillen und zitiert für schwierige Rennsituationen ein Motto seines Stallbesitzers Mohammed Maktoum: "Wenn du keinen Weg findest, mache dir einen."

Ingo Wolff

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