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Sport: Ganz neue Gefühle

Beim Berliner Frauenlauf machen 10000 Sportlerinnen mit

Berlin. Als sie 1984 den Frauenlauf initiierten, bekamen sie böse Briefe von Männern, die fragten, wie sie dazu kämen, einen Lauf nur für Frauen zu veranstalten. „Aber die Entwicklung zeigt, dass sich unser Engagement gelohnt hat. Immer mehr Frauen erkennen, dass man durch das Laufen ein besseres Lebensgefühl bekommt", erzählt Organisationschef Horst Milde. Heute wird der 20. Berliner Frauenlauf auf der Straße des 17. Juni gestartet (Beginn: 15.30 Uhr). Und erstmals werden bei den 5- und 10-km-Rennen mehr als 10000 Läuferinnen erwartet.

Die Entwicklung zu dieser Rekordzahl war allerdings mühsam. Mit 645 Läuferinnen wurde 1984 der erste Berliner Frauenlauf gestartet. Viele Jahre stagnierte das Rennen mit höchstens 2000 Läuferinnen. Erst vor vier Jahren gab es einen echten Aufwärtstrend, als sich die Teilnehmerzahl fast verdoppelte. Seitdem läuft es, und im vergangenen Jahr rannten 9426 Läuferinnen durch den Tiergarten. „Dieser Lauf hat eine phänomenale Entwicklung gemacht. Ich kenne Frauen, die nie bei einem Wettkampf starten – aber beim Frauenlauf in Berlin sind sie dabei", sagt die Deutsche Marathon-Meisterin Kathrin Weßel. Die Berlinerin zählt heute zu den Favoritinnen über 10 km.

Die frühere Siegerin des New-York-Marathons, Kathrine Switzer, reiste in den vergangenen Jahren mehrfach nach Berlin, um beim Frauenlauf zu starten. Die Amerikanerin hatte sich 1967 mit einer offiziellen Startnummer ins Feld des legendären Boston-Marathons geschlichen, der damals nur Männern vorbehalten war. Der Versuch, sie aus dem Rennen zu nehmen, scheiterte am kräftigen Begleiter der Läuferin, einem Hammerwerfer. Der beförderte den Organisator Jock Semple in den Straßengraben. Switzer lief ins Ziel. Der Lauf in Boston war einer der entscheidenden Schritte in der Entwicklung des Frauen-Langstreckenlaufes. Später organisierte Switzer selbst Frauenrennen und setzte sich dafür ein, dass der Frauen-Marathon 1984 olympisch wurde. Bis 1968 durften Frauen bei Olympia höchstens 800 Meter laufen – so viel wie heute die kleinen Mädchen im Tiergarten.

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