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Sport: Ganz oben in Deutschland

Der Alleingang von Schleswig-Holstein bei den Sportwetten könnte manche Klubs bevorteilen.

Berlin - Der deutsche Sport hofft durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag auf Millioneneinnahmen, doch die Kritik an der Sonderregelung für Schleswig-Holstein wächst: Die Insellösung im nördlichsten Bundesland erregt vor allem bei den Konkurrenten des Handball-Serienmeisters THW Kiel Missfallen, der als sportliches Aushängeschild am meisten profitieren dürfte.

Schleswig-Holstein unterschrieb am Donnerstag als einziges Bundesland den Vertrag nicht, dort dürfen Internet-Anbieter von Sportwetten jetzt als Sponsor auftreten – und könnten den ansässigen Klubs durch lukrative Verträge einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

„Eine uneinheitliche Vorgabe auf politischer Ebene ist natürlich keine zufriedenstellende Situation“, sagte Geschäftsführer Christoph Wendt vom deutschen Handball-Meister HSV Hamburg. „Aus unserer Sicht wäre es wünschenswert, dass allgemeine, für alle Klubs gleichermaßen verbindlich geltende Regelungen aufgestellt würden.“

Das im September in Schleswig-Holstein verabschiedete eigene Gesetz ist deutlich liberaler als der Kompromiss der übrigen Länder. Es erlaubt auch Casinospiele und Poker im Internet, diesen Unternehmen ist im Gegensatz zum restlichen Bundesgebiet Werbung erlaubt.

Dadurch könnte es zu deutlichen Unterschieden im Sportsponsoring kommen. So hat der THW Kiel bereits unlängst einen Sponsorenvertrag mit dem Wettanbieter Bwin abgeschlossen – und soll angeblich jährlich 200 000 Euro kassieren. Beim HSV oder den Füchsen Berlin wäre ein Einstieg des Unternehmens nicht möglich. „Es muss eine einheitliche Regelung geben. Das ist keine zufriedenstellende Lösung“, sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning. „So funktioniert Solidarität nicht. Deshalb muss man es kritisch sehen.“ Unterstützung bekommt er auch vom Präsidenten des Berliner Landessportbundes Klaus Böger: Sportvereine und Wohlfahrtsverbände könnten „existenzbedrohende Einnahme-Einbrüche hinnehmen“, wenn sich der Wettmarkt in den deutschen Norden verlagere.

Zufriedenheit herrschte dagegen beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL), die sogar ihre Drohgebärde aufgab und vorerst keine urheberrechtlichen Ansprüche auf die kommerzielle Nutzung ihrer Spielpläne geltend machen will. Dies hatte die DFL angekündigt, falls die Politik einen Staatsvertrag abgeschlossen hätte, der „die Interessen des Sports“ ignoriere.

Ähnlich positiv äußerte sich auch der DOSB, kritisierte aber auch die Rolle Schleswig-Holsteins. „Die Richtung des Staatsvertrages stimmt. Wir hoffen, dass die Tür für eine bundeseinheitliche Lösung noch nicht zugeschlagen ist“, sagte Generaldirektor Michael Vesper. Die Einnahmen aus der Neuregelung könnten im zweistelligen Millionenbereich liegen.

Bevor der neue Staatsvertrag endgültig in Kraft tritt, hat er aber noch zwei Hürden zu nehmen. Er muss sowohl von der Europäischen Kommission sowie den jeweiligen Landesparlamenten gebilligt werden. sid/Tsp

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