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Sport: Ganz ohne Druck

Beim letzten Test der Handballer in Berlin vor der WM sollen die jungen Spieler Erfahrung sammeln

Berlin - Dass die deutschen Handballer am Freitag als Außenseiter zur WM nach Tunesien reisen, will Florian Kehrmann partout nicht einsehen. „Ich möchte immer das Beste, deshalb nehme ich mir auch diesmal wieder das Erreichen des Halbfinales vor“, sagt der Rechtsaußen vom TBV Lemgo, „was dann herauskommt, wird sich zeigen.“ Welche Leistung vom Team von Heiner Brand beim 19. Welttitelkampf zu erwarten ist, lässt sich nach der Generalprobe gegen Tschechien in Berlin (heute, 20 Uhr, Max-Schmeling-Halle) eher beurteilen.

Die über 8000 Fans können sich auf eine sehr kampfstarke Mannschaft freuen. Im ersten Vergleich gegen Tschechien in Rotenburg/Fulda siegten die Deutschen gestern mit 36:26 (17:14). Dieses Ergebnis ist besonders beachtlich, weil es ohne den Essener Rückraumspieler Oleg Velyky (Magen-Darm-Virus) erreicht wurde.

„Wir bauen zwar eine neue Mannschaft für die WM 2007 in Deutschland auf, nehmen aber das Turnier in Tunesien dennoch sehr ernst“, verspricht Heiner Brand. Damit ist er im Konsens mit seinem neuen Kapitän Kehrmann, der mit 141 Länderspielen mittlerweile der Routinier beim Europameister und Olympiazweiten von Athen ist. Brand möchte auf seine junge Mannschaft – mit einem Altersdurchschnitt von nicht einmal 25 Jahren – keinen allzu großen Druck ausüben: „Wir dürfen nicht den Fehler machen, sie gleich wieder mit dem alten Erfolgsteam zu vergleichen. Die Mannschaft braucht Zeit und soll Erfahrung sammeln“, erklärte der 52-jährige Gummersbacher, der mit seiner Auswahl zuletzt viermal in Folge im Finale eines großen Turniers gestanden hat: „Wir dürfen keine Wunderdinge erwarten.“

Während sich als Zuschauer Stefan Kretzschmar, Klaus-Dieter Petersen und Henning Fritz für Berlin angesagt haben, die noch in Athen dabei waren, möchte Brand weiter „am Feinschliff arbeiten“. Nach den guten Kritiken zuletzt – trotz zweier Niederlagen in Slowenien – sollen „die vielen jungen Spieler vor allem Erfahrungen sammeln“. Die Probleme vor dem WM-Start am Sonntag gegen den Afrikameister Ägypten (17 Uhr, live im ZDF) liegen weniger im Angriff mit dem neuen Regisseur und Vollstrecker Velyky und den wurfstarken Pascal Hens (Hamburg), Frank von Behren (Gummersbach) und Christian Zeitz (Kiel), sondern in der Deckung. In Rotenburg absolvierte Rückraumspieler von Behren sein 125. Länderspiel.

Gegen den EM-Elften Tschechien, der seit 1993 erstmals wieder bei einer WM spielt, wird die Deckung deshalb in Berlin erneut unter Beobachtung stehen. Trainer Rastislav Trtik hat zwar keinen Spieler mit mehr als 100 Länderspielen für die WM aufgeboten, aber er verspricht einen „stärkeren Auftritt als in Rotenburg“. Seine Besten sind Jan Filip, Rechtsaußen bei der HSG Nordhorn, der in 87 Auswahleinsätzen allein 409 Treffer erzielt hat. Aus dem Rückraum geht die Gefahr von Alois Mraz (Solingen) und Vladimir Suma (Melsungen) aus, am Kreis von David Juricek (Montpellier). Gegen Filip werden Torsten Jansen (Hamburg) und der 20-jährige Magdeburger Yves Grafenhorst ihr Können erneut beweisen müssen, im Falle von Grafenhorst auch die WM-Nominierung rechtfertigen. Jansen braucht das nicht mehr, er zählt zu den fünf vom Olympiateam verbliebenen Spielern.

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