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Handbike

© Frank Breidert

Gastgeberland China: Barrieren abbauen

In China leben so viele Behinderte, wie Deutschland Einwohner hat. Für die Paralympics wurde Peking modernisiert. Experten glauben, dass das ganze Land sich ändert.

Eines ist schon vor Beginn der Paralympics sicher: Die Metropole Peking bietet behinderten Menschen mehr „Barrierefreiheit“ als je zuvor. 100 Aufzüge erleichtern den Weg zu U-Bahnen, und auch 400 behindertengerechte Busse und eine neu gegründete Taxigesellschaft helfen Menschen mit Handicap auf dem Weg von A nach B. Sehbehinderten Menschen sollen bunte, geriffelte Markierungen auf den Bürgersteigen die Orientierung erleichtern. Außerdem wurden 22 Krankenhäuser und 16 Hotels umgebaut, und das Olympische in ein Paralympisches Dorf verwandelt.

Michael Kropp, China-Experte beim Bischöflichen Hilfswerk Misereor, hofft, dass Peking als behindertengerechte Stadt Vorbildcharakter haben wird: zum Beispiel für Shanghai, das 2010 die Weltausstellung ausrichtet.

Knapp 83 Millionen behinderte Menschen leben in China – das entspricht in etwa der Einwohnerzahl Deutschlands. „Behinderte sind in der chinesischen Gesellschaft durchaus präsent“, sagt Michael Kropp. Dazu habe auch Deng Pufang beigetragen, der querschnittsgelähmte Sohn des ehemaligen Staatschefs Deng Xiaoping (siehe Artikel: Mr. Paralympics).

Mediale Aufmerksamkeit durch die Paralympics hilft

Wie Behinderte aber tatsächlich in die Gesellschaft integriert werden können, sei erst seit einigen Jahren Gesprächsthema. „Vor allem zivilgesellschaftliche Organisationen haben daran großen Anteil“, sagt Kropp. Die mediale Aufmerksamkeit durch die Paralympics stärke Organisationen wie zum Beispiel die Initiative „Huiling“, die sich für die Förderung von geistig Behinderten engagiert. Misereor wiederum versuche, diese gemeinnützige Organisation zu unterstützen. Auch der Journalist Marcel Bergmann hat es trotz Querschnittlähmung quer durch China geschafft, im Rollstuhl von Shanghai bis nach Peking und sogar hinauf auf die Chinesische Mauer – auch wenn er die letzten Höhenmeter nicht mit dem Rollstuhl bewältigen konnte, sondern sich tragen lassen musste. Und obwohl China vor allem in ländlichen Gebieten wenig Barrierefreiheit zu bieten hat, schreibt Bergmann in „Trotzdem China“, seinem Erfahrungsbericht: „Ich habe mich hier Tag für Tag stets wohlgefühlt, als Rollstuhlfahrer und als Mensch.“

Sicher wird er sich auch in den kommenden Wochen in China wohlfühlen. Denn für die Paralympics kehrt der Sportjournalist, der seit einem Autounfall vor 13 Jahren im Rollstuhl sitzt, nach China zurück – und sicher auch auf die Chinesische Mauer.

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