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Nicht zu fassen. Auch Michael Kraus konnte die Niederlage nicht verhindern. Foto: dapd

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Sport: Gebrochenes Spiel

Die deutschen Handballer unterliegen Spanien – obwohl mehr möglich war

Es war alles bereitet. Zehn Minuten vor dem Ende führte die deutsche Handball-Nationalmannschaft in der Kristianstad-Arena mit drei Toren gegen den Favoriten aus Spanien, Torhüter Johannes Bitter parierte Ball um Ball, und der Rest prallte an der starken deutschen Verteidigung ab. Doch dann kollabierte das deutsche Team plötzlich, kassierte sechs Tore in Folge und verlor das wichtige WM-Vorrundenspiel noch mit 24:26 (13:13).

„Wir waren 50 Minuten auf der Siegerstraße, aber wir waren einfach zu blöd und sind selbst schuld“, ärgerte sich Spielmacher Michael Haaß. „Wir sind etwas traurig, weil wir auch eine Chance hatten, das Spiel zu gewinnen“, resümierte Bundestrainer Heiner Brand, „aber wir haben uns in der Schlussphase einfach zu viele technische Fehler geleistet. Am Ende sprach auch die Erfahrung für die Spanier.“ Nach der ersten Niederlage bei diesem Turnier steht auch das Erreichen der Hauptrunde in Frage. Am Mittwoch lautet der Gegner Frankreich, der Titelverteidiger muss nun unbedingt geschlagen werden, um die Chance auf den Halbfinaleinzug zu erhalten.

„Wir brauchen hier jeden Spieler“, hatte Brand nach dem Auftaktsieg gegen Ägypten betont, und gestern bekam er recht. Denn die 6:0-Abwehr, die sich mit großem Engagement gegen die spanische Offensive stellte, dezimierte sich in der ersten Halbzeit etwas zu oft für den Geschmack des Trainers. Zunächst kassierte Mittelblocker Michael Haaß in nur sieben Minuten zwei Zeitstrafen. Seinem Kollegen im Abwehrzentrum, Sebastian Preiß, drohte nach der zweiten Strafe ab Minute 17 die Rote Karte. Und dann brachte sich auch der übermotivierte Lars Kaufmann mit zwei unglücklichen Fouls in die Gefahr eines Feldverweises. Brand raufte sich die Haare, sein riesiger Schnurrbart bebte, er musste alle fünf Minuten seine Verteidigung umstellen. Trotz der insgesamt 14 Minuten Unterzahl bis zur Pause hielt die deutsche Mannschaft die Partie offen, sie wirkte sogar freier, unbeschwerter in diesen kritischen Phasen: Am Ende hatte sie sechs Tore in der ersten Halbzeit in Unterzahl erzielt. Mal führte Deutschland, dann lag Spanien wieder vorne.

Fünf Minuten nach der Pause sah Kaufmann wegen eines Wechselfehlers Rot, sechs Minuten später musste Preiß vom Platz, nachdem er mit dem Fuß zum Ball gegangen war. Der einzige Mittelblocker, der dem Ansturm der Spanier dauerhaft gewachsen war: Oliver Roggisch. Er motivierte seine Nebenleute, ordnete das hektische Geschehen. Als das deutsche Team einen 13:15-Rückstand in einen 21:18-Vorsprung verwandelt hatte, schien der Sieg möglich. Dann scheiterte Adrian Pfahl per Tempogegenstoß am spanischen Torwart Arpad Sterbik. Entscheidend für den Zusammenbruch aber war die neuformierte spanische Defensive – 5:1 statt 6:0. Auch eine Auszeit Brands vermochte die deutsche Offensive nicht mehr zu ordnen. „Uns hat dann einfach die Courage gefehlt, unser Spiel gegen die neue Abwehr durchzuziehen, das ist schade, weil wir sonst so gut gespielt haben“, sagte der überragend haltende Torhüter Bitter, dessen tolle Paraden am Ende nichts wert waren.

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