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Sport: Gedanken kosten Zeit

Karin Sturm weiß, warum Formel-1- Pilot Kubica seinen Crash verdrängt

Robert Kubica zuckt mit den Schultern – er versteht die Aufregung nicht. Ein Jahr ist es jetzt her, seit der Pole beim Formel-1-Rennen in Montreal mit Tempo 300 in eine Mauer flog, sich mehrfach überschlug und dann regungslos im Auto hing. Vor dem diesjährigen Grand Prix in Kanada sieht er sich deshalb mit allerlei Fragen konfrontiert. Ob der Crash ihn verändert habe, ob er noch daran denke. Seine Antwort: Schulterzucken.

Dass der 23-Jährige überhaupt noch mit den Schultern zucken kann, hat er vor allem der Robustheit der Autos und dem Hans-System zu verdanken, das Nacken und Kopf der Piloten schützt. Nur deswegen überstand der BMW-Sauber-Fahrer den brutalen Unfall fast unverletzt. Große Konsequenzen für die Sicherheit in der Formel 1 wurden also nicht nötig – lediglich die Mauer an der Unfallstelle wurde etwas anders positioniert, um in einer ähnlichen Situation einen günstigeren Aufprallwinkel zu schaffen.

Und Konsequenzen für Robert Kubica? Absolut keine, sagt der Pole. Es gebe keine belastenden Erinnerungen zu überwinden, er müsse „mit gar nichts fertig werden“ – dass der Motorsport gefährlich ist, wisse er nicht erst seit Montreal: „Ein gewisses Berufsrisiko ist in der Formel 1 nun mal da, das habe ich grundsätzlich akzeptiert.“ Es klingt unglaublich, wenn er sagt, der Crash, der ihn sein Leben hätte kosten können, habe „absolut nichts“ in seinem Leben verändert. Aber es ist wohl die Wahrheit. Denn jeder Gedanke an mögliche Konsequenzen würde einen Fahrer sofort vorsichtiger und langsamer werden lassen – und davon ist Kubica weit entfernt. Wieder einmal zeigt sich: Die Kunst des Verdrängens ist in der Formel 1 genauso wichtig wie die Kunst des Lenkens.

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