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Sport: Gedemütigt vom Außenseiter Wie die US-Basketballer sich in Athen blamierten

Athen - Carlos Arroyo schwenkte den Basketball nach rechts, als ob er ihn zu seinem Mitspieler passen würde. Prompt sprang ein Spieler im roten Trikot mit der Aufschrift USA in diese Richtung.

Athen - Carlos Arroyo schwenkte den Basketball nach rechts, als ob er ihn zu seinem Mitspieler passen würde. Prompt sprang ein Spieler im roten Trikot mit der Aufschrift USA in diese Richtung. Doch der Aufbauspieler aus Puerto Rico hatte den Pass nur angetäuscht. Schnell zog er den Ball wieder zurück und legte ihn mit der linken Hand sanft in den Korb.

Nie zuvor bei Olympischen Spielen haben die Basketballer der USA eine demütigendere Niederlage hinnehmen müssen. 73:92 unterlag die Mannschaft von Trainer Larry Brown im ersten Gruppenspiel Puerto Rico. „Mein Rat an die Amerikaner ist: Nehmt die anderen nicht auf die leichte Schulter“, sagte Puerto Ricos Centerspieler José Ortiz nach dem Spiel. Es war erst die dritte Niederlage der US-Basketballer bei einem olympischen Turnier. 1972, im legendären Endspiel von München, hatten sie in letzter Sekunde gegen die Sowjetunion verloren. 1988 noch einmal im Halbfinale in Seoul. Seit zwölf Jahren erscheinen die US-Amerikaner mit NBA-Profis, nennen sich „Dream Team“ und haben bei Olympia kein Spiel mehr verloren. Bis zum Sonntag.

Es war eine vernichtende Niederlage. Carlos Arroyo, der für den NBA-Klub Utah Jazz spielt, erzielte 24 Punkte und entzauberte die Amerikaner beinahe im Alleingang. Die US-Amerikaner müssen zwar auf die größten NBA-Stars Shaquille O’Neal, Kobe Bryant oder Kevin Garnett verzichten. Aber in Tim Duncan, Allen Iverson und LeBron James tragen immerhin drei Topstars aus der besten Basketballliga der Welt das Trikot der USA. Doch erneut zeigte sich, dass die Spieler der USA Probleme gegen eine Zonenverteidigung haben und nur schlecht aus der Entfernung werfen. „Wir haben nichts getroffen“, sagte Richard Jefferson von den New Jersey Nets. „Ich habe zwei Würfe nur an das Brett geworfen, das ist mir in meiner Karriere noch nie passiert.“

Offenbar haben die Amerikaner noch nicht die Lektion gelernt, die sie die Weltmeisterschaft 2002 von Indianapolis hätte lehren können. Während alle anderen Nationen eingespielte Mannschaften schickten, versuchten es die US-Amerikaner mit einer Ansammlung von NBA-Spielern, die durchaus brillante Einzelkönner sind, sich als Team aber nicht finden konnten, weil sie sich nur zwei Monate auf das Turnier vorbereitet hatten. In den Jahren zuvor hatten sich die USA, die das Mutterland des Basketballs sind, eine solche Nachlässigkeit leisten können. Inzwischen haben die anderen Nationen aufgeholt. Prompt landete das Team nach Niederlagen gegen Argentinien, dem damaligen Jugoslawien und Spanien auf einem enttäuschenden sechsten Platz.

Das könnte den US-Amerikanern in Athen auch passieren. Denn nicht Puerto Rico ist favorisiert, sondern Argentinien, Serbien-Montenegro oder Litauen. Das hochklassigere Spiel am Sonntag hatten sich Argentinien und Serbien-Montenegro geliefert. 0,2 Sekunden vor Schluss traf der argentinische Aufbauspieler Emanuel Ginobili von den San Antonio Spurs mit einem akrobatischen Wurf zum 83:82-Erfolg der Argentinier.

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