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Am Ball ein Genie. Lionel Messi, 23, ist zum zweiten Mal zum „Weltfußballer des Jahres“ gewählt worden.Foto: dpa

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Sport: Gedribbelte Offenbarung

Sieg des schönen Fußballs: Lionel Messi vom FC Barcelona ausgezeichnet

Berlin - Es gehört zu Preisverleihungen, dass sich der Ausgezeichnete überrascht über so viel Ehre gibt. „Ich habe nicht erwartet, den Preis heute zu gewinnen“, sagte dann auch Lionel Messi, als er am Montagabend in Zürich als „Weltfußballer des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Und doch konnte man ihm glauben, obwohl ein Weltfußballer Messi und der Begriff Überraschung so gar nicht zueinander passen. Der Argentinier, der die Auszeichnung auch im Vorjahr gewann, war dieses Mal nicht der Favorit.

Sein Mannschaftskollege vom FC Barcelona, Andres Iniesta, hatte im WM-Finale vier Minuten vor Ende der Verlängerung das Siegtor für Spanien geschossen, Iniesta stand im Vordergrund und zog beim Jubeln sein Trikot aus, unter dem er auf seinem T-Shirt seines verstorbenen Freundes Dani Jarque gedachte. Der spielte beim verfeindeten Lokalrivalen Espanyol, wo Iniesta vor ein paar Wochen groß gefeiert wurde.

Eine schöne Geschichte wäre das gewesen, und vor der Gala vermeldete die „Gazzetta dello Sport“ bereits, dass Iniesta die Auszeichnung erhalten werde. Ein großer Titel ist bei dieser Wahl hilfreich, doch Messi siegte trotz des enttäuschenden Turniers mit Argentiniens Aus im Viertelfinale vor den Weltmeistern Iniesta und Xavi. Bei der diesjährigen Wahl wurden die Ehrungen für „Europas Fußballer des Jahres“ des Magazins „France Football“ und die des Weltfußballers vereinigt, der Weltfußballer spielt seit der Einführung der Ehrung 1991 ohnehin immer in Europa. Stimmberechtigt waren die Trainer und Kapitäne der Nationalmannschaften sowie Medienvertreter. Zum ersten Mal wurde auch der Trainer des Jahres gekürt, es war José Mourinho, der im Sommer mit Inter Mailand Meisterschaft, Pokal und Champions League gewonnen hat.

Es war schon vorab ein Sieg für den schönen Fußball, dass die stillen, dem Spiel gegenüber demütig auftretenden, gerade mal 1,70 großen Messi (22,65 Prozent der Stimmen), Iniesta (17,36) und Xavi (16,48) für die ersten drei Plätze nominiert waren. Wer sich die Spiele ihrer Mannschaft FC Barcelona – die seit Monaten fast immer 4:0 oder 5:0 gewinnt – anschaut, denkt jede Woche, dass ein anderer von den dreien der beste Fußballer der Welt ist. Oder einfach alle drei. Sie sind Stars, weil sie so gut Fußball spielen, anderes startypisches Verhalten ist von ihnen nicht bekannt. Sie kommen alle aus der Fußballschule La Masia des FC Barcelona, und man kann sie sich gar nicht bei einem anderen Klub vorstellen.

Ein Sieg von Xavi oder Iniesta wäre eine Ehrung für ihr etwas weniger spektakuläres, intuitives Passspiel gewesen, das aber ebenso eine Offenbarung ist wie Messis Tore. Der schießt aber nicht nur viele wunderbare Tore, er bereitet ebenso wunderbar viele vor. Wenn man das ganze Jahr betrachtet, in dem Messi in Liga und Champions League mit seinen Dribblings in höchstem Tempo und seiner Spielintelligenz immer begeisterte, hat der Beste der Beste gewonnen, Was zählt da schon eine WM-Niederlage gegen Deutschland.

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