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Sport: Geduldeter Rassismus

Ein Spieler aus Nigeria hat am Wochenende erfahren, was im Stadion des Halleschen FC das WM-Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ bedeutet. Hooligans haben Adebowale Ogungbure, Abwehrspieler bei Sachsen Leipzig, beleidigt, bespuckt, geschlagen.

Von Frank Jansen

Ein Spieler aus Nigeria hat am Wochenende erfahren, was im Stadion des Halleschen FC das WM-Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ bedeutet. Hooligans haben Adebowale Ogungbure, Abwehrspieler bei Sachsen Leipzig, beleidigt, bespuckt, geschlagen. Da der Afrikaner den Angreifern einen verächtlichen Hitlergruß entbot, ermittelt jetzt die Polizei – gegen Ogungbure. Eine Anzeige gegen die „Drecksnigger“ rufenden Hooligans schrieb dagegen kein Beamter. Den WM-Teilnehmern aus Afrika muss das ein seltsames Deutschlandbild vermitteln. Überhaupt allen Mannschaften mit dunkelhäutigen Spielern. Also auch dem deutschen Team, nicht wahr?

Die Innenminister haben offenbar vor der WM ein Risiko übersehen. Was nützt es, Stadien zu Festungen hochzurüsten, die Bundeswehr aus den Kasernen zu holen und teure Sympathie-Kampagnen zu präsentieren, wenn es Teilen der Polizei an der nötigen Sensibilität im Umgang mit Opfern rassistischer Angriffe mangelt? Natürlich wird bei der WM in den Stadien selbst kein afrikanischer Fußballer attackiert werden, dazu sind die Sicherheitsmaßnahmen zu massiv. Doch was vor und nach den Spielen passieren könnte, zeigt sich nicht erst seit dem Vorfall in Halle. Gerade in ostdeutschen Stadien sind rassistische und antisemitische Parolen leider keine Seltenheit. Polizei und Zivilgesellschaft nehmen sie oft genug hin. Bleibt es dabei, sollten dunkelhäutige WM-Gäste Städte wie Halle lieber meiden.

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