zum Hauptinhalt

Sport: Geduldig sollt ihr sein

Felix Magath setzt sich langsam in München durch

Felix Magath hat nie ein Geheimnis daraus gemacht: Er ist zu Bayern München gekommen, um Titel zu gewinnen. Nun ist er kaum mehr als zwei Monate da, und schon hat er deren zwei. Vor Saisonbeginn griff er mit seinem neuen Verein den Ligapokal ab, gestern kam ein persönlicher hinzu. Randolf Rodenstock, der Vorsitzende des „Kuratorium Gutes Sehen“, war höchstselbst zur Geschäftsstelle an der Säbener Straße gereist, um die frohe Kunde zu überbringen: Felix Magath ist „Brillenträger des Jahres“ – als Nachfolger von Daniel Küblböck.

Von einem gelungenen Saisonstart mag aller Ehrungen zum Trotz freilich niemand sprechen. Ein Sieg, ein Unentschieden, zuletzt eine Demütigung bei Bayer Leverkusen stehen in der Bundesliga zu Buche, doch schwerer wiegt, dass die Mannschaft von den Offensivvorstellungen ihres Trainers bislang nur wenig umsetzen konnte. „Noch haben wir unseren Rhythmus nicht gefunden“, sagt Magath. Zeit wird’s aber. Am Mittwoch beginnen mit dem ChampionsLeague-Spiel bei Maccabi Tel Aviv anstrengende Wochen für den FC Bayern, „und wenn wir jeweils mittwochs und samstags spielen, werden wir kaum Gelegenheit haben, intensiv im Training zu arbeiten“. Die Schonzeit ist vorbei. In größeren zeitlichen Dimensionen denkt der Vorstand. „Bei uns vollzieht sich zurzeit ein Kulturschock“, hat dessen Vorsitzender Karl-Heinz Rummenigge dem „Kicker“ gesagt, nach den „paradiesischen Zuständen“ unter Ottmar Hitzfeld müssten sich die Spieler im Magathschen System, in dem Disziplin die zentrale Dimension ist, erst zurecht finden. „Diese Umstellung ist gewöhnungsbedürftig“, sagte Rummenigge, und, mit Blick auf Magath: „Er hat die volle Unterstützung des Vorstandes, wir stehen wie eine Wand.“

Magath wird das mit Wohlgefallen registriert haben, nachdem zuvor erste Kritik laut geworden war. Der Totalzusammenbruch in Leverkusen (1:4), garniert mit mäßig glücklichen Äußerungen Magaths („Ich habe Verbesserungen gesehen“) und der jüngste Eitelkeitsvorwurf gegenüber den Profis („Hier wollen zu viele Spieler nur gut aussehen, anstatt für andere zu laufen“) – das war ein gefundenes Fressen für die Kritiker. Der Auftritt der Nationalmannschaft am Mittwoch in Berlin gegen Brasilien hat ihn jetzt in seinem Bekenntnis zum aktiven Angriffsspiel bestärkt. Jeder habe gesehen, „dass man auch gegen große Gegner schnell nach vorne spielen kann“. Hoffnung, ein ähnlich couragiert-lebendiges Spiel demnächst auch im Münchner Olympiastadion vorzuführen, schöpft Felix Magath aus der Formation der Klinsmann-Truppe: „Das Mittelfeld der Nationalelf war ja praktisch unser Mittelfeld.“

Heute bietet sich für Ballack, Deisler, Frings & Co. eine erstklassige Gelegenheit, das gegen Brasilien Gezeigte zu wiederholen. Arminia Bielefeld wird zu Gast sein, jener Gegner, der vor fast genau zwei Jahren an selber Stelle ein 2:6 über sich ergehen ließ. Mit Titelgewinnen rechnet bei der Arminia jedenfalls niemand ernsthaft. Zumal Trainer Uwe Rapolder allenfalls Sonnenbrille trägt.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false