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Sport: Gefangen im Schneesturm

Tennislegende Navratilova will auf den Kilimandscharo – und wird überrascht

Berlin - „Also, darauf hat mich niemand vorbereitet.“ Man fühlt förmlich, wie Martina Navratilova beim Schreiben ihres Blogs vor Kälte zittert. „Als wir in Richtung Mawenzi-Bergsees auf 4330 Meter Höhe aufbrachen, mussten wir uns durch einen Schneesturm kämpfen und die unerwartete bittere Kälte verkraften.“ Gestern schreibt sie: „Bei einigen setzt jetzt pure Erschöpfung ein.“ Was tut man nicht alles für den guten Zweck. Martina Navratilova, Tennislegende und neunfache Wimbledonsiegerin, führt eine 27-köpfige Gruppe von Olympiasiegern, Leistungssportlern, anderen Athleten und Förderern an, die den Kilimandscharo in Afrika besteigt und mit der spektakulären Aktion um Spenden für die „Laureus Sport for Good“-Stiftung wirbt. Am Sonnabend wollen sie am Gipfel sein. Eigentlich. Das Wetter ist weiter schlecht, heute entscheidet sich, ob und wie es weitergeht.

Eine besondere Beziehung hat Navratilova zu einem Teammitglied aus Deutschland. Sie läuft nahe bei Michael Teuber, der nach einem Autounfall zunächst gelähmt im Rollstuhl saß, sich dann ins aktive Leben zurückkämpfte und mit seinen dünn gebliebenen Beinen als Radrennfahrer bei Paralympics mehrfach Medaillen errang. Mit dem Benefiz-Bergsteigerausflug auf den mit 5895 Meter höchsten freistehenden Berg der Welt trainiert er auch für die nächsten Paralympics nach Olympia 2012 in London. Was für ein Training. „Wir sind auf 3750 Metern am Horombo Camp und auf Äquatorhöhe, aber es ist tierisch kalt, und im Zelt sind die Klamotten dann nass“, sagte Teuber dem Tagesspiegel am Donnerstag über Satellitentelefon.

„Wir haben eine Mitteilung an unser Basislager geschickt, dass sie uns bitte dickere Handschuhe, Handwärmer und mehr Winterkleidung hochbringen mögen“, berichtet Navratilova im Blog. „Mit schweren Beinen und hämmerndem Brustkorb ist jeder Schritt eine Anstrengung.“ Die 54-jährige musste vor kurzem erst die Chemotherapien wegen ihres Brustkrebses verkraften. Jetzt ist sie bei ihrer Erkrankung über den Berg. Der Paralympionike lief erst hinter ihr, „aber heute habe ich paar Mal überholt“, sagt Teuber am Satellitentelefon. „Mein Wille ist ungebrochen. Obwohl die Träger sagen, so schlechtes Wetter hatten sie noch nie.“

Schon am zweiten Tag, am Dienstag, wurde die Luft knapp. Navratilova: „Die Träger hatten uns gewarnt, auf über 3000 Meter würde man die dünne Luft merken – und sie hatten Recht.“ Wofür sie alle die Strapazen auf sich nehmen, haben sie vor der Tour in Nairobi verinnerlicht. Da war die Gruppe im Mathare-Slum der kenianische Hauptstadt beim Fußball-Camp eines Nachbarschaftsprojekts. „Wir haben auch eine von Laureus aufgebaute Bibliothek besucht“, sagt Teuber. 200 000 Kinder werden dank des Projektes betreut, oft Aidswaisen. Jeder Athlet hat anlässlich der Tour 5000 Euro gespendet.

Manches ist aber unbezahlbar. Gutes Wetter am Berg beispielsweise. Die Träger motivieren Navratilova, den Sonnenblocker braucht sie nicht. Sie hat auch Tennisschläger im Gepäck, und Bälle. Damit wollte sie auf dem Gipfel aufschlagen. Das war zumindest der Plan.

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