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Das tat weh. Die deutsche Mannschaft um den Magdeburger Stefan Kneer (oben) hatte mit den Tunesiern wenig Spaß und fand zu selten zu ihrem Spiel. Foto: dpa

© dpa

Sport: Gefordert – und überfordert

Die deutschen Handballer unterliegen Tunesien 23:25 und stehen nun bei der WM unter Druck.

Es war ein tristes Bild, das die Delegation des Deutschen Handball-Bundes (DHB) am Sonntag in Granollers nach Spielschluss abgab. Kollektives Kopfschütteln: Bei Bundestrainer Martin Heuberger und seinen Nationalspielern nach der 23:25-(13:13)-Niederlage gegen Tunesien im zweiten Vorrundenspiel bei der Weltmeisterschaft in Spanien. „Wir müssen einfach mehr bieten“, sagte Kapitän Oliver Roggisch von den Rhein Neckar-Löwen, während die tunesischen Fans unter den 4500 Zuschauern im Palacio de Deportes noch feierten. „Die Tunesier waren sehr abgezockt“, sagte Heuberger. Das war es, auf den Punkt gebracht: Die Profis aus Deutschland wurden vorgeführt von zwei jungen Rückraum-Schützen, Wael Jallouz und Amine Bannour.

Damit verschlechtert sich die Ausgangslage in der Vorrundengruppe A für die DHB-Auswahl dramatisch. Mit nun 2:2-Punkten steht das junge Team von Heuberger unter Druck. Nächster Gegner ist am Dienstag Panamerikameister Argentinien, der nach der Niederlage gegen Brasilien ebenfalls 2:2-Punkte aufweist. Dabei waren die Deutschen ja gewarnt durch den Vortag, als der WM-Vierte von 2005 gegen Olympiasieger Frankreich nur 27:30 verloren hatte. Da schwante Heuberger schon Böses angesichts der individuellen Stärke etwa von Wael Jallouz. „Der ist eine Rückraum-Bombe“, sagte der Bundestrainer über den 21-Jährigen Halblinken aus Hammamet, der im Sommer zu Rekordmeister THW Kiel wechselt.

Für die Deutschen reichten die Fähigkeiten des 1,97 Meter großen Talents. Mit seinen wuchtigen wie präzisen Sprungwürfen stürzte Jallouz die deutsche 6:0-Deckung in arge Nöte. Als er Tunesien 5:4 in Führung brachte, verbuchte er schon seinen dritten Treffer. Danach nahm er sich zwar eine Pause, nun aber war der Magdeburger Stefan Kneer gegen den anderen Schützen im Rückraum, Linkshänder Amine Bannour, schlicht überfordert. „Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele Tore aus der Fernwurfzone bekommen“, sagte Heuberger. Auch Torwart Silvio Heinevetter (Füchse Berlin) war nicht in der Form, um die jungen Tunesier zu stoppen.

Ein noch gravierenderes Problem entwickelte sich, als die Tunesier ihre 6:0-Deckung auf ein offensiveres 5:1-System umstellten. Danach kam der deutsche Aufbau nicht mehr zu klaren Chancen. Hinzu kamen zwei verworfene Strafwürfe durch Kevin Schmidt (Wetzlar) und Steffen Weinhold (Flensburg). Als Tunesien auf 10:6 davon zog, sah es düster aus. Mit der fälligen Auszeit, die Heuberger nun nahm, kam der Rückraum wieder in die Spur. Nun übernahmen Sven-Sören Christophersen (Füchse Berlin) und Weinhold Verantwortung und verkürzten mit selbstbewussten Aktionen, teils in Duellen Mann gegen Mann. Nach einem 6:1-Lauf in acht Minuten führte Deutschland 12:11, das Spiel war wieder offen.

Die zweite Hälfte begann gruselig. Zwei technische Fehler und ein Fehlwurf von Christophersen, und Deutschland lag 13:15 zurück. Es wurde hektisch. Acht Minuten dauerte es, bis die Deutschen wieder aus dem Feld trafen, während Jallouz traf und traf. „Im Angriff haben wir einfach zu wenig Zweikämpfe gewinnen können, die Tunesier haben sehr gut gespielt in der Abwehr“, sagte Heuberger. Beim Stand von 17:20 (45.) nahm der Trainer die zweite Auszeit, auch wechselte er nun im Tor: Carsten Lichtlein aus Lemgo kam nun für Heinevetter), und er hielt auch drei Bälle. Als Steffen Fäth (Wetzlar) zum 21:21 (54.) ausglich, schien die Wende möglich. Aber danach kollabierte das deutsche Angriffsspiel. Als Jallouz in der 59. Minute mit seinem achten Tor zum 24:22 für Tunesien traf, war alles entschieden.

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