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Sport: Gefühlte Niederlage

Die Eisbären hadern trotz eines Siegs mit sich selbst

Von Katrin Schulze

Berlin - Wenn Don Jackson seine Vorträge komplett in seiner Muttersprache hält, hat er meistens etwas wichtiges zu berichten. Am späten Freitagabend war es wieder soweit. „Heute spreche ich nur Englisch“, verkündete der Eishockeytrainer, dessen Diktion sonst von einer oft nur schwer nachvollziehbaren Mischung aus Deutsch und Englisch lebt. Mit starrer Miene kramte er also seinen Stichpunktzettel hervor und erzählte von einem „weird game“ und von „dangerous mistakes“. Seltsam war das Spiel von Jacksons Eisbären gegen die Kölner Haie in der Tat, und die gefährlichen Fehler seines Teams hat wohl nicht nur der Trainer gesehen.

Zwar führen die Berliner weiterhin die Deutsche Eishockey-Liga an, dennoch lagen sie gegen Köln trotz eines besseren Auftritts lange zurück. Weil sie mit ihren eigenen Chancen zu nachlässig umgingen und dem Gegner zu viele Entfaltungsmöglichkeiten gaben, hatte Jackson einiges zu mäkeln. Das Defensivverhalten seiner Mannschaft hat ihm nicht gefallen und die allgemeine Attitüde fand der 54 Jahre alte Coach auch nicht besonders prickelnd. Sein Spieler André Rankel wusste nach der Partie auch nicht viel besseres zu berichten. „Zu Beginn waren wir nicht aggressiv genug. Unser Forechecking hat nicht geklappt“, sagte der Angreifer.

Es ist schon komisch. Da wandeln die Eisbären einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg nach Penaltyschießen – und trotzdem hadern sie mit ihrer eigenen Leistung. Irgendwie wurde man am Freitag das Gefühl nicht los, dass dieser Sieg aus Sicht der Berliner eine gefühlte Niederlage war. Das spricht zum einen für die hohen Ansprüche der Eisbären, zum anderen haben sie in dieser Saison immer noch Probleme, drei gleich souveräne Drittel abzuliefern – von den Leistungen in den Zusatzdisziplinen ganz zu schweigen.

Dass gegen Köln im Shoot-out nur einer der sechs Schützen traf, war symptomatisch für das Spiel, das seine Faszination mehr aus der finalen Dramaturgie als der Ästhetik zog. Nachdem seine Mannschaftskollegen zuvor kläglich gescheitert waren, landete der Puck von Denis Pedersons Schläger im Tor. Wie der Stürmer jedoch verwandelte, konnte er sich selbst nicht richtig erklären: „Ich dachte, dass ich die Latte getroffen hatte und habe den Puck dann aus den Augen verloren.“ Außerdem sprach Pederson noch von einigen „Black-outs im Spiel“ und davon, dass man diese künftig vermeiden müsse. Viel Zeit an ihren Fehlern zu arbeiten haben die Eisbären allerdings nicht. Schon am Sonntag treffen sie in eigener Halle auf die Düsseldorfer EG (19 Uhr).

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