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Sport: Gefühlter Sieg

Beim 1:1 in Hamburg sieht Hertha besser aus – Christian Gimenez erzielt sein erstes Bundesligator

Marko Pantelic zeigte verständnislos auf sich selbst. Ich, soll ich ausgewechselt werden? Dann löste er sich aus der Freistoßmauer, trabte ein paar Schritte über den Rasen, drehte sich applaudierend zu den Hertha-Fans, um sich schließlich in alle Richtungen zu den Hamburger Zuschauern zu verbeugen. Der theaterreife Abgang drei Minuten vor dem Abpfiff war nicht unberechtigt, denn Hertha und der Hamburger SV hatten beim 1:1 (0:1) ein tolles Bundesligaspiel gezeigt. Schiedsrichter Herbert Fandel sah den Abschied von Herthas Stürmer ähnlich wie die meisten der 53 989 Zuschauer in der AOL-Arena, die Pantelic gellend auspfiffen und zeigte ihm die Gelbe Karte. „Wir haben dem Hamburger Publikum heute fußballerisch eine tolle Vorstellung gezeigt. Die Prügelstrafe gibt es bei uns nicht, aber darüber werden wir mit Marko Pantelic reden. So wollen wir uns nicht darstellen. Das kostet einen Obolus in die Mannschaftskasse“, sagte Herthas Trainer Falko Götz. „Ich wollte mich nur bedanken, nicht provozieren. Und beim Schiedsrichter entschuldige ich mich“, sagte Pantelic, der Glück hatte, dass er für sein nochmaliges Verbeugen vor dem Schiedsrichter nicht noch eine weitere Karte gezeigt bekam.

Schiedsrichter Fandel hatte zuvor bereits sieben Mal Gelb, ein Mal Gelb-Rot und ein Mal die Rote Karte gezeigt, die meisten davon in der hektischen Schlussphase. Herthas Sofian Chahed sah Gelb-Rot wegen wiederholten Foulspiels, Hamburgs Collin Benjamin Rot für ein hartes Foul an Yildiray Bastürk. „In der letzten Viertelstunde hat es keiner geschafft, die Lage zu beruhigen“, sagte Götz. Beide Mannschaften hätten das Spiel noch gewinnen können, Pantelic schoss zehn Minuten vor dem Ende über das Tor, in den letzten Minute scheiterten die eingewechselten Hamburger Trochowski und Guerrero knapp. „Wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein“, sagte Yildiray Bastürk, „obwohl wir ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht haben. Die ersten 20 Minuten waren wir zu zauderhaft, aber dann haben wir richtig Gas gegeben.“

In der Anfangsphase sah es tatsächlich so aus, als ob die Hamburger Hertha überrennen würden, und nach 18 Minuten ging der HSV verdient in Führung. Einen weiten Freistoß von Rafael van der Vaart köpfte Collin Benjamin unbedrängt in den Fünfmeterraum, wo Boubacar Sanogo ebenfalls mit dem Kopf das 1:0 erzielte. „Das war genau das gleiche Tor, das der HSV in dieser Woche in Osasuna gemacht hat. Das müssen wir besser stehen“, sagte hinterher Herthas Abwehrchef Dick van Burik.

Ohne Kapitän Arne Friedrich, der von der Uefa-Cup-Reise nach Tiflis wie einige andere Spieler mit Magen-Darm-Problemen zurückgekehrt war und deshalb nicht spielen konnte, stand die Abwehr aber von nun an besser. Vorne hätten Pantelic, dessen Schuss HSV-Torwart Kirschstein an die Latte lenkte sowie gleich zwei Mal Pal Dardai noch vor der Pause den Ausgleich erzielen können. Auch der 19-jährige Patrick Ebert, der sein erstes Bundesligaspiel von Anfang an machte, hatte einige Schusschancen.

Nach der Halbzeit brachte Falko Götz überraschend Mittelfeldspieler Kevin-Prince Boateng für den linken Verteidiger Malik Fathi. „Nachdem wir auf die Dreierkette umgestellt hatten, war es nur eine Frage der Zeit, wann wir den Ausgleich schießen“, sagte Falko Götz. Kurz nach der Pause musste beim HSV Mittelfeld-Regisseur Rafael van der Vaart verletzt vom Platz, und nach etwas mehr als einer Stunde war es dann soweit: Christian Gimenez gelang sein erstes Tor für Hertha BSC. Auf jene Art und Weise, für die der Neuzugang bekannt ist: Ein Schuss von Bastürk prallte ihm im Fünfmeterraum ans Bein, von dort an das Bein von Boateng und zurück zu Gimenez, der den Ball schließlich ins Tor schob. „Er hatte bis dahin wenig Ballkontakte und wenn der Weg zum Tor weit ist, ist er nicht so gefährlich. Aber solche Szenen sind seine Stärke“, sagte Herthas Manager Dieter Hoeneß.

„Wir haben das Spiel gut kontrolliert“ sagte der Torschütze, „und wir hatten die besseren Chancen“. Hertha BSC bleibt in der Bundesliga ungeschlagen. Den Platz im Vorderfeld der Tabelle konnten die Berliner sichern und deswegen war Gimenez’ Sturmkollege Marko Pantelic bei weitem nicht der einzige, der mit der Vorstellung zufrieden war.

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