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Sport: Gegen alle Widerstände

Petrowa gewinnt trotz gesundheitlicher Probleme die German Open gegen Henin-Hardenne

Berlin - Es war vielleicht ganz gut, dass Stadionsprecher Jochen Sprentzel vor dem ersten Ballwechsel sagte: „Willkommen beim Finale im Jahr 2006.“ Sonst hätte gestern mancher unter den 6000 Zuschauern im Steffi-Graf-Stadion womöglich ein wenig durcheinander kommen können. Erinnerte doch einiges an das Finale von 2005: Wieder fand das Turnier in Berlin unter der Regie des Tennisverbandes von Katar statt, wieder spielten im Finale Justine Henin-Hardenne gegen Nadja Petrowa, wieder benötigten sie drei Sätze, um eine Siegerin zu ermitteln. Doch ein entscheidendes Detail ist im Jahr 2006 anders. Diesmal heißt die Siegerin Nadja Petrowa.

Zum ersten Mal hat eine Russin die Katar German Open gewonnen. 4:6, 6:4, 7:5 siegte Nadja Petrowa in dem hart umkämpften Grundlinienduell, das insgesamt zwei Stunden und 48 Minuten dauerte. Justine Henin-Hardenne, die das Turnier zuvor dreimal hatte gewinnen können, sagte: „Ich hatte Höhen und Tiefen, mein Spiel war nicht mehr so gut wie in den vergangenen Tagen.“ Petrowa war im Spiel durch Oberschenkel- und Rückenprobleme behindert. „Alles, was ich tun konnte, war kämpfen“, sagte sie.

Es hat sich gelohnt. Durch ihren vierten Turniererfolg in dieser Saison rückt die 23-Jährige in der Weltrangliste auf Rang drei vor. „Es ist toll“, sagte sie, „ich hoffe, dass ich in meiner Karriere noch weitere Titel gewinne.“ Einer könnte der Titel bei den French Open in Paris sein, die in zwei Wochen beginnen. Als Siegerin von Berlin wird Petrowa nun auch dort zu den Favoritinnen zählen.

Im ersten Satz gelang Petrowa gleich ein Break zum 2:0. Doch dann kam die laufstarke Henin-Hardenne besser in das Match, schaffte das Rebreak und gewann auch die nächsten drei Spiele: 4:2. Petrowa erlaubte sich in den langen Grundlinienduellen zunächst die größere Anzahl an Fehlern. Stürmte sie ans Netz, passierte Justine Henin-Hardenne sie mehrfach mit ihrer Rückhand. Beim 40:30 im achten Spiel schickte die Belgierin dem Ball noch ein „Allez“ hinterher. Den zweiten Satzball nutzte sie bei eigenem Aufschlag. Nadja Petrowa kämpfte bereits jetzt mit Verletzungsproblemen, sie dehnte mehrmals ihren bandagierten rechten Oberschenkel.

Die Russin erlebt gegenwärtig die erfolgreichste Zeit ihrer Karriere. Schon vor dem Turnier hatte sie sich auf Rang vier der Weltrangliste vorgearbeitet, so hoch wie nie zuvor. Nun überholt sie auch noch Maria Scharapowa und hat damit eine weitere erstrebenswerte Bestmarke erreicht. Sie ist die beste russische Tennisspielerin auf der WTA-Tour. „Das ist großartig“, sagte Petrowa, „das ist ein Ziel für jede von uns.“ In ihrer Heimat trainiert sie nicht mehr oft, zuletzt übte sie in Holland und Belgien. „Ich folge meinem Trainer blind“, sagt Petrowa. Ihre Leistungssteigerung in diesem Jahr, in dem sie bereits in Doha, Amelia Island und Charleston siegte, führt sie auf ihre zunehmende Lockerheit zurück. „Das ist ein langer Prozess, das kommt mit den Matches“, sagte sie.

Und offenbar auch während eines Matches. Im zweiten Satz hatte Nadja Petrowa zu ihrem Spiel gefunden. Nun unterliefen Henin-Hardenne die meisten Fehler bei den intensiven Grundlinienduellen. Als Petrowa sich im zehnten Spiel schließlich wieder ans Netz wagte, wehrte sie drei Passierschläge der Belgierin ab – und verdiente sich anschließend drei Break- und Satzbälle. Schon den ersten nutzte sie zum Satzausgleich.

Vor dem entscheidenden Satz musste Petrowa die Physiotherapeutin der WTA kommen lassen und sich an der rechten Schulter behandeln lassen. Ihrer Kondition aber schien das nicht abträglich zu sein, dauerten nun die Ballwechsel doch noch länger als zuvor. Beide Spielerinnen warteten auf den Fehler der jeweils anderen. Nadja Petrowa fiel mehrmals dadurch auf, dass sie leichte Volleys ins Netz schlug. Bis zum 5:5 verlief das Match ausgeglichen.

Im entscheidenden zwölften Spiel aber zwang sie Justine Henin-Hardenne durch ihre konsequenten Netzattacken zu weiteren Fehlern. Damit erarbeitete sich die Russin zwei Matchbälle. Gleich den ersten setzte Justin Henin-Hardenne mit der Vorhand ins Aus. Und damit stand Petrowas Sieg fest.

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