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Sport: Gegen das Vergessen

Unions Florian Bruns zeigt, warum er Bundesligaspieler war

Berlin. Das schönste Lob kam von Aachens Trainer Jörg Berger. „Ich habe drei Männer auf ihn angesetzt – und alle Versuche gingen in die Hose. Wir haben diesen Bruns nie in den Griff bekommen.“

Dieser Bruns heißt mit Vornamen Florian, spielt beim 1. FC Union und hat am Montagabend beide Tore gegen Alemannia Aachen vorbereitet. 2:1 endete die Partie in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Union schlug damit eine Woche nach dem 1:0-Sieg gegen Bielefeld erneut einen Spitzenklub und verließ erstmals nach neun Wochen die Abstiegsplätze. „Wir haben endlich unser Potenzial gezeigt“, sagt Florian Bruns.

Bruns ist 24 Jahre alt, spielt bei den Berlinern auf der linken Seite und ist offensiv ausgerichtet. Am Montag hatte er es erst mit Frank Paulus zu tun, dann mit George Mbwando, der letzte seiner drei Gegenspieler war Dennis Brinkmann. Aber Aachens Trainer Berger konnte seine Formation umstellen, wie er wollte, „wir konnten ihn und seine Schnelligkeit nicht stoppen“. Bruns belebte so das zuletzt so schwache Berliner Flügelspiel, Union hielt den Druck auf das Aachener Tor aufrecht und kam zwei Minuten vor dem Abpfiff durch Tom Persich zum Siegtreffer. „Das war unser bestes Saisonspiel“, fand Unions Trainer Mirko Votava.

Florian Bruns kam im Januar vom SC Freiburg nach Berlin. Die Freiburger sind seit Jahren für guten und modernen Fußball bekannt. Auf 44 Bundesligaspiele hat es Bruns dort gebracht, „bis ich die Nummer 18 im Kader war und nur noch weg und spielen wollte“. Gespielt hat er bei Union bisher selten bis gar nicht. Erst brach er sich die Hand, dann verhinderten Kniebeschwerden vier Monate lang seinen Einsatz. Bruns steckte im Tief – und kam nicht mehr heraus. „Es war ein schlechtes Jahr“, sagt er.

Wahrscheinlich erklärt dieser Satz, warum Bruns sich nach seinem guten Spiel gegen Aachen zurückhält und lieber von einer „super Mannschaftsleistung“ spricht. Das Spiel gegen Aachen war nach langer Zeit sein erstes gutes Spiel, vielleicht war es sogar das beste für Union. „Aber erst wenn ich länger gut spiele, dann können wir uns wieder über die Bundesliga unterhalten.“ Dem Selbstvertrauen jedenfalls tat der Sieg gut. Den Unionern im Allgemeinen, weil sie nun wissen, dass der Erfolg gegen Bielefeld vielleicht doch kein Zufall war. Und Florian Bruns im Besonderen, weil der nach all den Verletzungen eine positive Rückmeldung brauchte. Von Aachens Trainer Berger. Von Unions Trainer Votava. Und von Nationalspieler Sebastian Kehl. Mit dem hat Bruns einst in Freiburg gespielt. „Wir sind Freunde“, sagt Bruns. Am Montagabend schickte Kehl eine SMS: „Gutes Spiel, Florian!“ Die Bundesliga hat ihn also noch nicht vergessen.

André Görke

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