zum Hauptinhalt

Sport: Gegen Ewald und Höppner wird wegen "Beihilfe zur Körperverletzung in 142 Fällen" Anklage erhoben

Manfred Ewald und Manfred Höppner haben gerade Post erhalten, ziemlich unangenehme. Das Landgericht Moabit stellte dem früheren Präsidenten des Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR sowie dem früheren Stellvertretenden Chef des Sportmedizinischen Dienstes der DDR jeweils eine Anklageschrift zu.

Manfred Ewald und Manfred Höppner haben gerade Post erhalten, ziemlich unangenehme. Das Landgericht Moabit stellte dem früheren Präsidenten des Deutschen Turn- und Sportbundes der DDR sowie dem früheren Stellvertretenden Chef des Sportmedizinischen Dienstes der DDR jeweils eine Anklageschrift zu. Den beiden wird "Beihilfe zur Körperverletzung in insgesamt 142 Fällen, begangen größtenteils an Minderjährigen" vorgeworfen. Und damit steht so gut wie sicher fest, dass in absehbarer Zeit die Drahtzieher des flächendeckenden DDR-Dopings vor Gericht stehen werden. Noch muß ein Gericht darüber entscheiden, ob eine Hauptverhandlung eröffnet wird, doch eine Ablehnung ist generell ziemlich selten und in den Fällen Ewald und Höppner nicht zu erwarten. Schließlich wurden schon erheblich kleinere Rädchen im Staatsdoping-System vor Gericht gezogen, der frühere Trainer von Franzika van Almsick, Dieter Lindemann, zum Beispiel.

Ewald und Höppner sind da von ganz anderem Kaliber. Ewald saß in der Leistungssport-Kommission der SED, die 23. Oktober 1974 den berüchtigten Staatsplan 14.25 beschloss - die Anordnung zum flächendeckenden Doping. Ewald, DTSB-Präsident von 1961 bis 1988, gehörte zu den eifrigsten und skrupellosesten Medaillenzählern der DDR. Einem hochrangigen Mitarbeiter sagte er mal, "dass nur die erreichten Leistungen entscheidend sind und dazu alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen. Die Sportmedizin muss dazu ihren Beitrag leisten". So notierte es der prominente Zuhörer in seinem Bericht an seinen Stasi-Führungsoffizier. Er war der richtige Ansprechpartner für solche Zielvorstellungen. Die Sätze dokumentierte nämlich Manfred Höppner, Deckname "IM Technik", der stellvertretende Chef des Sportmedizinischen Dienstes.

Der Sportarzt Höppner war damit der Chefdoper der DDR. Er hatte die sportmedizinische Gesamtverantwortung für die Abgabe von Dopingpillen, die Dosierung und den Einsatz bei Minderjährigen. Die Jugendlichen und ihre Eltern wurden selbstverständlich nicht über die Pillen und ihre Nebenwirkungen aufgeklärt. Aber auch ein Mann wie Höppner bekam sogar mal Bauchschmerzen. Gegenüber einem Stasi-Mitarbeiter klagte er mal: "Bei den Schwimmerinnen wurde etwas zu viel getan. Die enormen Veränderungen bei den Oberschenkeln und am Rücken sind eindeutig auf die Anwendnung von Anabolika zurückzuführen, wie auch Auswirkungen auf die Sprache und das Zurückgehen der Brüste." Es wurde zur Kenntnis genommen, mehr passierte nicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false