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Gegen Kiel: Füchse als Sparringspartner

Gegen den Handball-Rekordmeister THW Kiel sind die Füchse-Berlin beim 25:34 chancenlos und erhalten eine bittere Lektion.

Jubel brach aus. Arme wurden hochgerissen, Klatschpappen geknallt und Schreie ausgestoßen. Die Füchse Berlin waren am Freitagabend im Spiel der Handball-Bundesliga soeben gegen den großen Favoriten THW Kiel durch Michal Kubisztal in Führung gegangen. Die ganze Glückseligkeit hatte nur einen Haken: Es waren noch gut 59 Minuten zu spielen, und die boten für das Heimteam weit seltener Anlass zum Jubel. Am Ende unterlagen die Berliner gegen den Rekordmeister, aktuellen Meister und Meisterschaftsführenden 25:34 (9:17) und waren damit noch gut bedient. Das sah auch Jörn-Uwe Lommel so. „Wir haben ordentlich verloren gegen die weltbeste Mannschaft“, sagte der Berliner Trainer. „Kiel spielt nicht nur in einer anderen Liga als wir, da sind sogar zwei dazwischen.“ Das ungleiche Duell war das vorerst letzte Handballspiel in der Arena am Ostbahnhof, denn ab nächster Saison treten die Füchse ausschließlich in der Schmeling-Halle an.

Wobei die Bezeichnung Spiel ein wenig hoch gegriffen erscheint, für das, was sich da am Freitag ereignete. 14 526 Zuschauer fanden sich ein, um die öffentliche Trainingseinheit der Übermannschaft aus Kiel zu bewundern. Die Füchse kamen dabei nie über die Rolle des Sparringspartners hinaus. Auch aus den Manipulations-Vorwürfen gegen Kiel ließ sich für die Berliner kein Vorteil ziehen. „Auf der Spielfläche kann man das alles ausblenden“, sagte Kiels Trainer Alfred Gislason. Angesichts der krassen Dominanz wäre eine Einflussnahme durch Schiedsrichter aber auch wirklich nicht nötig gewesen.

So setzte sich der THW nach der ersten Führung durch die Berliner kontinuierlich ab, ohne dass die Füchse etwas dagegen tun konnten. Auch mit den verletzten Bartlomiej Jaszka, Konrad Wilczynski und Markus Richwien, der nach einer Blinddarm-Operation wohl drei Wochen ausfällt, hätte das vermutlich kaum anders ausgesehen. Lommel: „Die Mannschaft hat es versucht, ist aber an ihre Grenzen gekommen.“ Dabei hatten die Berliner durchaus Chancen, ihre Grenzen ein wenig zu verschieben. Doch eine Vielzahl von Gegenstößen unter anderem durch Rico Göde, Martin Murawski und Alexander Voß endeten nicht mit einem Tor, sondern meist an irgendeinem Körperteil von Thierry Omeyer. Der französische Keeper hielt mehr als 50 Prozent der Würfe auf seinen Kasten.

Alfred Gislason konnte es sich so erlauben, Omeyer und andere Stars wie Nicola Karabatic frühzeitig für richtige Spiele wie das anstehende Halbfinale in der Champions League zu schonen. Dadurch kamen die Füchse am Ende in die erfreuliche Lage, den Rückstand von 13 Toren auf nur noch neun herunterwerfen zu dürfen. „Das Ergebnis stimmt einen ein bisschen freundlicher“, sagte Lommel. Bob Hanning empfand ähnlich, zumal die Berliner weiter auf Tabellenplatz zehn liegen. Dennoch war der Manager „nicht zufrieden. Wir haben gut angefangen, aber dann sind wir mal wieder komplett eingebrochen. Die Körpersprache war nicht aggressiv genug, da muss irgendwas passieren.“ Die nächste Gelegenheit dazu gibt es bereits am Sonntag in Lemgo.

Christian Hönicke

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