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Gegen Russland: Altes Ziel, neue Lage für die Handballer

Nach der Verletzung von Pascal Hens muss Bundestrainer Heiner Brand auf unerfahrene Spieler setzen. Heute heißt der Gegner Russland.

Das Amphitheater im olympischen Dorf vermittelt ein idyllisches Bild. Heiner Brand aber interessiert sich derzeit nicht dafür. Der Bundestrainer sinniert mit düsterer Miene über diesen erneuten Rückschlag – die Verletzung von Pascal Hens. Der Rückraumstar war nach einem Foul eines isländischen Gegenspielers unglücklich aufgekommen und musste, da ein Teil des Schienbeins gebrochen war, nach Hause fliegen. Fünf Monate fällt der 28-jährige Halblinke aus. „Ein großer Schock“, sagt der Bundestrainer vor dem vierten Gruppenspiel gegen Rekord- Olympiasieger Russland am Samstag (9.45 Uhr, live im Handball-Ticker auf dieser Olympia-Sonderseite).

Das Gummersbacher Trainer-Idol verhehlt nicht, dass ihn diese Verletzung persönlich tief getroffen hat. „Aber ich muss den Vorgang akzeptieren“, sagt Brand. Andererseits ist da auch Wut. Hatte er die Art von Foul, die Hens getroffen hat, doch schon seit längerer Zeit heftig angeprangert – und die Internationale Handball-Föderation (IHF) hatte vor den Spielen auch Besserung versprochen. Es gab eine klare Ansage, dass Fouls an die Rückraumspieler, die nach dem Absprung körperlich angegangen werden, strenger als bislang geahndet werden. Die nominierten Schiedsrichter seien vor den Spielen darauf hingewiesen worden, so Brand. Passiert ist – nichts. „Da ist die Vorgabe bei der IHF nicht umgesetzt worden“, kritisiert er ungewohnt heftig.

Ein Neuer soll den Weltmeister retten

Anderseits: „Es hilft ja nichts. Das Leben geht weiter.“ Und weiter geht es mit einem Mann, der in der Vorbereitung schon nach der ersten Phase aussortiert worden war: Sven-Sören Christophersen. Zehn Länderspiele und 18 Tore hat der 23-Jährige erst auf dem Konto. Und nun soll der 1,98 Meter große Halblinke den Weltmeister retten. Brand weiß, dass das im Prinzip zu viel verlangt ist. „Er wird einfach ins kalte Wasser geschmissen. Aber er ist von der Leistung her noch nicht auf dem hohen Niveau, man darf jetzt nicht zu viel erwarten“, warnt er vorsorglich.

Im ersten Spiel nach Hens’ Ausfall, dem 25:23-Sieg gegen Ägypten, saß Christophersen nur auf der Bank. Aber der Bundestrainer weiß, dass das auf Dauer nicht geht: Christophersen muss Michael Kraus, der nun auf der halblinken Position gesetzt ist, so gut wie möglich entlasten. Kraus spielt bislang ein starkes Turnier, viel besser als prognostiziert. Aber durch seine dynamische und physische Spielweise war er, wie Brand beobachtet hat, „schon in den ersten Spielen sehr gefordert“. Zudem Kraus auch im Aufbau einspringen muss, wenn nämlich Oliver Köhrmann, der es ebenfalls erst auf 13 Länderspiele bringt, die Spielsteuerung nicht so gut wie im Ägypten-Spiel gelingt.

Brand steckt also in einem Dilemma: Die Spielerdecke im Rückraum ist viel zu dünn. Die Situation ist nicht vergleichbar mit Athen 2004, als Hens ebenfalls früh ausgefallen und das Team dennoch Silber gewann. „In Athen waren wir bis auf ihn in der Besetzung komplett“, betont Brand, dieses Niveau sei in Peking nur schwer zu erreichen. „Uns sind enge Grenzen gesetzt, das haben die bisherigen Spiele gezeigt, das muss alles passen.“ Andererseits erwartet man viel vom Weltmeister: „Es gelten ja immer noch hohe Ansprüche. Das Viertelfinale muss unser Ziel bleiben, aber das wird eine heiße Kiste.“

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