zum Hauptinhalt

Sport: Gehemmt, müde – und erfolgreich

Hertha BSC zieht durch ein 3:0 beim Regionalligisten Unterhaching in die zweite Pokalrunde ein

Manchmal lässt sich im Fußball das eigene Unbehagen mit einem Blick auf die verunglückte Konkurrenz relativieren. So reagierte Lucien Favre, Trainer von Hertha BSC, mit Augenrollen und einem kurzen „Oh lala“, als er gestern ein Ergebnis aus Hamburg erfuhr. Zweitligist FC St. Pauli hatte Bundesligist Bayer Leverkusen in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals 1:0 geschlagen. Favre wollte mit seiner Mimik und seinem Seufzer wohl andeuten: So etwas hätte uns auch passieren können, hier bei der Spielvereinigung Unterhaching. Doch die Berliner hatten im Gegensatz zu Leverkusen Glück und den Regionalligisten am Ende fast unverschämt klar 3:0 (1:0) bezwungen.

Hertha steht also in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Doch Favre wollte das nicht feiern. Es sei ein glücklicher Sieg gegen einen widerspenstigen Gegner gewesen, fand der Schweizer. „Unsere Ballbewegung war nicht gut, wir haben viel zu wenig kompakt gespielt.“ In der Tat wirkten die Berliner anfangs fast eingeschüchtert. Mag sein, dass Werner Lorant seinen Anteil daran hatte. Der Heimvorteil zähle, sagte der Unterhachinger Trainer eine halbe Stunde vor Spielbeginn über die Stadionlautsprecher. „Meine Mannschaft muss zeigen, dass sie hier zu Hause ist“, sagte Lorant. Tatsächlich war er zwei Stunden später trotz Niederlage nicht mal so unzufrieden, als er vor dem Kabinentrakt seine Feierabendzigarette genoss. „Ich kann doch jetzt nach so einem Spiel nicht sagen, dass ich enttäuscht bin“, sagte er.

Auch wenn sich die Stimmung im mit nur 5000 Zuschauern gefüllten Stadion in hörbaren Grenzen hielt – die Bayern übernahmen mit Anpfiff die Initiative gegen gehemmt agierende Berliner. Der Regionalligist erspielte sich ein halbes Dutzend Möglichkeiten: Am meisten Glück hatte Torhüter Jaroslav Drobny, als Thomas Rathgeber nach einem Fehler von Sofian Chahed allein im Strafraum auftauchte. Der Ball aber flog am Tor vorbei. Es schien nur eine Frage der Zeit, bis die Unterhachinger für ihre Bemühungen belohnt werden würden. Doch als der Ball kurz vor der Halbzeitpause einmal im Strafraum der Gastgeber landete, leitete ein Missverständnis der Unterhachinger Dennis Polak und Darius Kampa das 1:0 für die Berliner ein. Malik Fathi war der Nutznießer und schoss aus Nahdistanz ein. Kampa sagte später: „Ich hätte den Ball einfach ins Aus rollen lassen sollen.“ Dann hätte seine Mannschaft das Spiel vielleicht gewonnen, glaubte Unterhachings Torwart.

Doch die Unterhachinger gaben sich alle Mühe, nicht zu gewinnen.

Kurz nach der Pause entschied Schiedsrichter Knut Kircher nach Foul von Berlins Verteidiger Josip Simunic auf Elfmeter. Robert Lechleiter, den Pantelic vor der Ausführung noch ein wenig irritierte, scheiterte kläglich an Drobny. Der Tscheche hatte, noch in Diensten des VfL Bochum, auch in der vergangenen Saison schon einen wichtigen Elfmeter gehalten – gegen Herthas Stürmer Marko Pantelic – und sich damit für seinen neuen Verein empfohlen. Drobny war gestern der Matchwinner für Hertha: Er hielt mit einer weiteren guten Abwehr das 1:0, bevor dann Patrick Ebert nach einer Parade von Kampa zum 2:0 abstaubte.

Acht Spielminuten vor dem Ende gelang dem blassen Pantelic mit einem Schuss unter die Torlatte sogar noch das schmeichelhafte 3:0 – selbst Dieter Hoeneß wollte den Sieg daher nicht überbewerten. „Ich bin mir darüber im Klaren, dass das ein glückliches Ergebnis war“, sagte Herthas Manager. „Aber wir haben gegen einen Gegner gespielt, den ich vom Format her in der Zweiten Liga sehe.“ Trainer Favre hat da andere Ansprüche. Es hapere bei seiner Mannschaft eine Woche vor Bundesligastart an vielen Details, sagte der Schweizer nach seinem ersten Pflichtspiel als Trainer der Berliner. „Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ Diese Aussage lässt sich nicht relativieren, wenn Hertha auch spielerisch höheren Ansprüchen genügen will als gestern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false