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Sport: Geht doch nach Syrien! Wie die Formel 1 in Bahrain auf Kritik reagiert

Manama - Wenn man will, kann man sie finden, die Ecken in Bahrain, in denen die Welt eben nicht so schön ist, wie sie die hiesigen Machthaber über die Formel 1 gern präsentieren möchten. Im Gegensatz zu China spielt die Werbewirksamkeit der Formel 1 für den arabischen Staat noch eine große Rolle.

Manama - Wenn man will, kann man sie finden, die Ecken in Bahrain, in denen die Welt eben nicht so schön ist, wie sie die hiesigen Machthaber über die Formel 1 gern präsentieren möchten. Im Gegensatz zu China spielt die Werbewirksamkeit der Formel 1 für den arabischen Staat noch eine große Rolle. So groß, dass einem schon mal ein Taxifahrer sagt: „Ihr seid hier nicht willkommen – weil durch euch der Welt ein falsches Bild von diesem Land vermittelt wird.“

Finden kann man sie leicht, diese Ecken, das Dokumentieren kann schwieriger werden. Die bahrainischen Machthaber führen ja einen Spagat auf: Einerseits will man der Formel 1 und ihren Medien natürlich beweisen, dass im Lande alles in Ordnung ist. „Bahrain und die Rennstrecke von Sakhir der schönste und friedlichste Ort der Welt“, wie es aus dem Innenministerium heißt. Andererseits ist das schwierig, wenn sich einige der Medienvertreter nicht daran halten, sich auf reine Motorsportberichterstattung zu beschränken.

Ein deutscher Journalist, der am Perlenplatz Fotos von Panzern und Stacheldrahtbarrieren machte, konnte gerade noch seine Formel-1-Akkreditierung aus der Tasche ziehen, als ihm mit Verhaftung gedroht wurde. „Das hat mir die Handschellen erspart“, glaubt er. „aber die Fotos musste ich auf der Wache trotzdem löschen.“ Ein englisches Team des Fernsehsenders ITV, das nicht für die Formel 1, sondern für politische Interviews akkreditiert war, wurde dagegen des Landes verwiesen.

Menschenrechtsaktivisten vor Ort sind dabei generell gar nicht unbedingt der Meinung, die Formel 1 solle in Bahrain gar nicht antreten. Sie würden sich nur wünschen, dass diese Leute, die für sie doch aus vorbildlich demokratischen Ländern kommen, auch mal der offiziellen Propaganda widersprechen, die mit dem Rennen hier beweisen will, dass alles in Ordnung sei. Das sei es eben nicht, macht zum Beispiel die Vizepräsidentin einer Lehrervereinigung deutlich. Sie hatte für die bessere Ausbildung aller Bürger demonstriert und bezahlte ihr Engagement mit Verhaftung und Folter. Ein paar Sätze der Wichtigen der Formel 1, der Fahrer und Teamchefs, könnten schon viel helfen, glaubt sie.

Doch diese Sätze gibt es nicht, im Gegenteil. Bernie Ecclestone verkündet bei einem Auftritt im Pressezentrum, wer von Menschenrechten rede, solle erst mal nach Syrien gehen. Und herrscht die Journalisten an, sie würden wieder bloß „all diesen Müll“ schreiben. Viele Formel-1-Persönlichkeiten denken genauso. Auch Gerhard Berger bezeichnet Medienvertreter, die ihr Interesse an den allgemeinen Verhältnissen nicht am Fahrerlagerdrehkreuz abgeben, als „Idioten“. Und wer sich immer noch nicht einschüchtern lässt, hat irgendwann Bernie Ecclestones Helfer Pasquale Lattanedu am Hals, der Drohungen ausspricht. Karin Sturm

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