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Sport: Gelandet

Werder Bremen hat die Titelverteidigung abgeschrieben – nun wächst die Angst vor dem Fall ins Mittelfeld

Thomas Schaaf mag die regelmäßige Statistik nicht mehr sehen. Sie besteht aus Zahlen, die die Helfer der IMP-Datenbank unmittelbar nach Schluss eines jeden Bundesliga-Spiels zu Papier bringen, um jeden Zwei- und jeden Luftkampf, jedes Abspiel und jeden Abstoß auswerten und sodann in vermeintlich zuverlässige Analysen einfließen lassen zu können. „Ich kann es nicht mehr ertragen“, entfuhr es dem Bremer Fußball-Lehrer beim Blick auf den aktuellen DIN-A-3-Bogen, der aus Werder-Sicht bestens den unbefriedigenden Saisonverlauf beschreibt. Denn auch im Duell mit dem lange Zeit keineswegs überzeugenden Champions-League-Aspiranten VfB Stuttgart verbuchte Werder wieder einmal ein deutliches Plus an Torschüssen, Ecken, Flanken, Ballkontakten und gewonnenen Zweikämpfen. „Das bringt uns aber nichts, wenn wir in der entscheidenden Rubrik hinten liegen“ stellte Schaaf ernüchtert fest. In der Statistik der Tore stand es am Ende 1:2.

Das Ziel Titelverteidigung ist angesichts von neun Punkten Rückstand kein Thema mehr. „Das wird nun verdammt schwer“, sagte Schaaf. Und als Ivan Klasnic mit der Frage konfrontiert wurde, ob er denn jetzt noch an die Meisterschaft glaube, versagte dem ansonsten so kecken Kroaten gar die Stimme.

Werder Bremen muss nach der Niederlage gegen Stuttgart einsehen, dass es in dieser Saison für den ganz großen Wurf nicht langt. Dafür fehlen Konstanz und Konsequenz; und irgendwie auch etwas, das Klasnic so gern als „Killerinstinkt“ bezeichnet. Valerien Ismael, Abwehrchef und Seele dieses Ensembles, warnte deshalb davor, „dass es auch sehr schnell nach unten geht“. Hinter die Ränge, die zur Teilnahme am lukrativen europäischen Geschäft berechtigen. „Wir müssen jetzt großen Charakter zeigen“, forderte Ismael. Doch das ist einfach gesagt. Vor allem um ihn herum, im Abwehrbereich und auf den Außenpositionen, fehlt es der Mannschaft schlicht auch an fußballerischer Qualität. Denn bei Werder kicken einige überschätzte Mitläufer mit. Gegen die defensiv eingestellten Schwaben wurden die in der Vorwärtsbewegung nur begrenzt begabten Nationalspieler Christian Schulz und Frank Fahrenhorst wieder einmal enttarnt.

Die sportliche Leitung hat den Verbesserungsbedarf zur Kenntnis genommen. „Deshalb ist es ja unser Bestreben, die Qualität des Teams weiter zu erhöhen“, argumentiert Klaus Allofs. Für den Manager ist die Mannschaft zudem „nicht aufmerksam genug“. Beleg dafür war das Kopfball-Tor von Silvio Meißner. Für Werder war es bereits der 15. Gegentreffer dieser Art, der 14. nach einer Standardsituation.

An der Weser sorgen sich die Fans um mehr als die verlorene Titelverteidigung. Im Umfeld des Vereins wird bereits der Fall durchgespielt, dass Werder sich nicht einmal für den Uefa-Cup qualifizieren kann. „Selbstverständlich haben wir für den UI-Cup gemeldet“, teilte Allofs mit. „Das kostet ja kein Geld.“ Allerdings weiß er: Der UI-Cup bringt auch kein Geld. Eher viel Aufwand und wenig Ertrag. Damit sind sie bei Werder derzeit bestens vertraut.

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