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Sport: Geld gegen Leistung

Die Nationalspieler kassieren 300 000 Euro pro Mann – wenn sie Weltmeister werden

Frankfurt am Main - Der Bundestrainer war tief enttäuscht von seinen Spielern. Er hatte die Koffer gepackt, wollte aus dem Trainingslager abreisen und sein Amt aufgeben – mitten in der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft im eigenen Land. Im Frühjahr 1974 war das, als der Schöngeist Helmut Schön in Malente von der schnöden Feilscherei seiner Spieler um die WM-Prämie derart angewidert war, dass er seinen Rücktritt in Erwägung zog. Die Nationalspieler hatten mit dem Boykott des Turniers gedroht, nachdem sie erfahren hatten, dass andere Verbände weit mehr für den Titel zahlen würden. Schließlich einigten sich beide Parteien auf eine Prämie von 70 000 Mark, Schön blieb Bundestrainer, und Deutschland wurde Weltmeister.

Zu einem solchen Szenario wird es vor der zweiten WM in Deutschland nicht kommen. „Ich bin happy, dass man schon so früh beieinander sitzt“, sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Gestern Abend trafen sich die Delegation des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Mannschaftsrat zu einer zweiten Verhandlungsrunde. Und erzielten dabei auch gleich eine Einigung. Demnach erhalten die Nationalspieler im Falle des Titelgewinns bei der WM 2006 die Rekordprämie von 300 000 Euro – pro Mann. Es war letztlich eine recht entspannte Zusammenkunft. Theo Zwanziger, der Geschäftsführende Präsident des DFB, war schon mit einer positiven Grundstimmung in die Sitzung gegangen. „Ich sehe keinen Grund, warum wir noch feilschen sollten“, sagte er. Klinsmann selbst nahm an den Verhandlungen nicht mehr teil.

Der DFB ist mit dieser Prämienregelung weitgehend auf die Vorstellungen der Spieler eingegangen. In der ersten Verhandlungsrunde hatte der Verband 150 000 Euro vorgeschlagen, sein Angebot dann auf 250 000 Euro erhöht. Zum Vergleich: Bei der WM 2002 hätte jeder Spieler für den Titelgewinn 92 000 Euro bekommen. Weil die Spieler aber wissen, dass das Turnier 2006 das alles bestimmende Großereignis in Deutschland sein wird, waren sie diesmal in einer weitaus besseren Verhandlungsposition als noch vor vier Jahren. „Ich als Spieler wäre ja dumm, wenn ich sage: Die Prämie ist zu hoch“, sagt Markus Babbel.

Sollten die Deutschen im Sommer 2006 das WM-Endspiel erreichen und dort verlieren, können sich die 23 Spieler des Aufgebots mit einer Prämie in Höhe von 150 000 Euro pro Mann trösten. Bei einer Halbfinal-Teilnahme gäbe es für sie 100 000 Euro, für das Viertelfinale noch 50 000 Euro. Erstmals würde dagegen keine Prämie für den Einzug ins Achtelfinale ausbezahlt. Auch bei einem Ausscheiden nach der Vorrunde gehen die Spieler leer aus. „Ich finde es sehr erfreulich, dass sich die Mannschaft dem Leistungsgedanken verschrieben hat“, sagte Theo Zwanziger.

Eine Einigung wurde auch für den Confederations Cup vom 15. bis 29. Juni dieses Jahres erzielt. Einen Erfolg bei der WM-Generalprobe in Deutschland mit acht Mannschaften würde der DFB mit 60 000 Euro pro Spieler honorieren.

Viel Geld, gewiss, doch im Erfolgsfall, da ist sich Markus Babbel ganz sicher, „wird doch jeder sagen: Die haben’s verdient, die Jungs“.

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