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Sport: Geld gespart und Cacao entdeckt

Der Spott der Bundesliga wäre dem Tabellenführer gewiss gewesen: Bayer Leverkusen durch den Cacao gezogen. Denn Cacao (Kakao) ist der brasilianische Künstlername eines gewissen Jeronimo Baretto, der die Bayer-Abwehr - ohne den gesperrten Jens Nowotny - gehörig durcheinander wirbelte.

Der Spott der Bundesliga wäre dem Tabellenführer gewiss gewesen: Bayer Leverkusen durch den Cacao gezogen. Denn Cacao (Kakao) ist der brasilianische Künstlername eines gewissen Jeronimo Baretto, der die Bayer-Abwehr - ohne den gesperrten Jens Nowotny - gehörig durcheinander wirbelte. Zweimal schoss der rotzfreche Bundesliga-Neuling den 1. FC Nürnberg zum 1:0 und 2:1 in Führung. Cacao hätte nicht nur zum Star des Spiels, sondern auch zum Matchwinner werden können, hätte nicht hinten im Club-Tor ein Flattermann namens Darius Kampa gestanden und dem Favoriten zum standesgemäßen "Arbeitssieg" (Klaus Toppmöller) von 4:2 verholfen. Nach Ze Robertos Ausgleich zum 1:1 verhalf Kampa - sein persönliches Eingeständnis lautete hinterher: "Ein katastrophales Spiel" - bei drei Standards Sebescen, Ballack und Neuville zu ihren Treffern.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Doch reden wir nicht von Kampas, sondern von Cacaos Toren. Der pfeilschnelle, ballsichere, trickreiche, unbekümmerte "shooting star" nutzte eiskalt einen Lapsus von Bastürk zum 1:0, war dann allerdings nicht abgebrüht genug, allein vor Jörg Butt, den Bayer-Torwart zu überlisten. Doch das Versäumte holte die sensationelle Neuentdeckung der Bundesliga mit einem spektakulären Solo über den halben Platz nach, ließ selbst den großen Lucio stehen wie einen Statisten, dann Ramelow und Zivkovic nicht minder tollpatschig aussehen, ehe er an der Strafraumgrenze zum erfolgreichen Torschuss abzog. "Da hat der Klaus einen aus dem Hut gezaubert, den keiner auf der Rechnung hatte", staunte Toppmöller über seinen Vornamensvetter Augenthaler. "Wir wußten nichts von ihm."

Auf der Rechnung hatte Bayer Leverkusens Trainer einen gehabt, von dem er hingegen alles bis ins letzte Detail wusste: Paolo Rink. Doch der vor drei Wochen nach Nürnberg gewechselte eingedeutschte Brasilianer stand nicht einmal auf dem Spielbogen, obwohl er in Leverkusen durchaus anwesend war. Der Grund für Rinks Zuschauerdasein? Ganz einfach: Der listige Bayer-Manager Reiner Calmund hatte beim Transfer eine Klausel im Vertrag durchgesetzt, wonach für die Nürnberger bei einem Einsatz Rinks in Leverkusen eine Nachzahlung von einer halben Million Mark fällig geworden wäre. Das Geld konnte sich der "Club" nach der Entdeckung Cacaos in den eigenen Amateuren sparen. "Rink könnte spielen, doch wir geben dem Nachwuchs den Vorzug", bemerkte der Nürnberger Manager Edgar Geenen lakonisch. Cacao, 20 Jahre alt, war zu Saisonbeginn vom Landesligisten Türk Gücü München zu den Amateuren des 1.FC Nürnberg gewechselt, hatte in der Oberliga mit neun Treffern auf sich aufmerksam gemacht, darf deshalb seit nunmehr drei Wochen mit den Profis trainieren, hatte Trainer Klaus Augenthaler mit seiner "Grundschnelligkeit überzeugt", wurde gegen Rostock für elf Minuten eingewechselt und gab nun sein Debüt von Anfang an. Angesichts von Leverkusens jahrelanger aufwendiger Brasilien-Connection verwies Klaus Augenthaler ironisch auf seine begrenzten Möglichkeiten: "Wir müssen unsere Brasilianer von Türk Gücü München holen, nicht aus Brasilien."

Wie sein berühmter Landsmann, der für Leverkusen spielende Ze Roberto, enthüllte auch Cacao nach seinem ersten Tor im Freudentaumel ein T-Shirt unter dem Trikot, das Jesus gewidmet war. Sein Slogan übertraf sogar noch Ze Robertos ("Jesus liebt dich") Huldigung an den himmlischen "Sponsor". "Jesus lebt und liebt dich", stand dort geschrieben.

Hartmut Scherzer

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