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Sport: Geliebter Kampf

Bayer Leverkusen erarbeitet sich gegen den Favoriten Schalke ein 1:1 – beide vergeben einen Elfmeter

Am Ende geschah noch eine kleine Überraschung: Klaus Augenthaler sah sich ungefragt zu einem kleinen Exkurs in Sachen Fußballphilosophie veranlasst. Seine Vorstellung von einem schönen Fußballspiel sei es, erzählte der Trainer Bayer Leverkusens, „wenn die Spieler sich danach in der Kabine Verbände anlegen“. Fußball sei nun einmal ein Kampfsport, weshalb aus seiner Sicht etwas falsch sei, wenn ein Spieler „nur zehn Minuten nach dem Spiel frisch geduscht und geföhnt die Kabine verlässt.“ Für die Redseligkeit des für gewöhnlich eher mundfaulen Niederbayern hatte ein kurzweiliges Fußballmatch gesorgt. Nicht einmal die Tatsache, dass das 1:1 (0:0) zwischen Leverkusen und dem FC Schalke 04 keinem so richtig weiterhilft, vermochte seine Freude zu trüben.

Auch Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler hatte vor 22500 Zuschauern ein „tolles Fußballspiel“ gesehen, wie er sagte. Hätte es doch auch, wie Schalkes Coach Ralf Rangnick unwidersprochen anmerkte, durchaus ein 3:3 oder 4:4 geben können – wenn da nicht zwei überragende Torhüter etwas dagegen gehabt hätten.

Fast erwartungsgemäß hatte Schalke den Beginn des Spiels dominiert. Angetrieben vom zurückgekehrten Lincoln und einem fleißigen Kevin Kuranyi, übte der Vizemeister großen Druck auf die völlig neu formierte Viererkette des Gastgebers aus. Als der junge Castro unachtsam zurückpasste, sprintete Kuranyi dazwischen und wurde von Keeper Butt gefoult. Den ordentlich getretenen Strafstoß durch Lincoln hielt Torwart Butt, was er später mit seiner Elfmeter-Statistik erklärte, die „nicht die schlechteste“ sei. Zehn Minuten später das gleiche Bild im anderen Strafraum: Hier war Leverkusens Dimitar Berbatow, den Schneider geschickt hatte, nach einem Zweikampf mit Kobiaschwili gefallen.

Jetzt parierte Schalkes Torhüter Frank Rost den unpräzisen Strafstoß von Berbatow. Mit dieser Aktion kam der Gastgeber dennoch ins Spiel und zeigte sich fortan auf Augenhöhe mit Schalke. Rätselhaft in der Folge der Auftritt von Schalkes Innenverteidiger Krstajic, der am Mittwoch mit der serbisch-montenegrinischen Nationalmannschaft in Spanien gespielt hatte und unkonzentriert wirkte. Als er nach einer weiten Flanke den Ball unter der Schuhsohle durchrutschen ließ, stand Berbatow erneut frei vorm Tor, scheiterte aber am herausstürzenden Rost. Danach wäre Schalke fast durch einen Querschläger Juans in Führung gegangen. Andererseits besaß auch Leverkusen durch Berbatow und Athirson Möglichkeiten.

In der zweiten Halbzeit übte erneut Schalke wieder großen Druck aus. Aber die Chancenauswertung blieb mangelhaft: Die größte Tormöglichkeit durch Lincoln vereitelte Butt. Sehr fahrlässig ließ Kevin Kuranyi eine 2:1-Überzahlsituation bei einem Konter ungenutzt, als er den für Sand gedachten Pass Juan direkt in die Füße spielte. Als die Angriffswellen abzuebben schienen, brachte Berbatow den Gastgeber mit einer überragenden Einzelleistung in der 73. Minute in Führung: Er nahm ein Zuspiel von Juan auf, umkurvte Bordon sowie Krstajic und schoss aus zwölf Metern ein, unhaltbar für Rost. Diese Aktion habe auch, urteilte Augenthaler hinterher, viel Wut über den verschossenen Elfmeter enthalten. Als dann auch noch Rolfes nach einer Abwehr des Schalker Torwarts erneut einschoss, erklang schon die dazu vorgesehene Musik – aber Schiedsrichter Starke entschied auf Abseits.

Fast im Gegenzug fiel der Schalker Ausgleich, als der eingewechselten Sören Larsen erneut Torqualitäten nachwies und eine scharfe Hereingabe von Christian Poulsen verwertete. Das Remis sei gerecht, befanden beide Trainer. Nicht einmal Augenthaler mochte sich über den späten Ausgleich ärgern. Hatten doch vor allem Woronin und seine jungen Castro, Barnetta und der genesene Fritz die vom ihm gepredigte Philosophie vom Kampfsport Fußball auf dem Rasen umgesetzt.

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