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Sport: Gemeinsam einsam

Schalkes Ausscheiden im Uefa-Cup-Halbfinale in Sevilla offenbart den fehlenden Teamgeist

Andreas Müller und Mirko Slomka hatten einiges zu bereden. Schon im Bus am Flughafen, der die Fluggäste über die Rollbahn chauffierte, diskutierten der Teammanager und der Trainer des FC Schalke 04 auffällig intensiv. Für den Gesprächsinhalt dieser Unterredung dürften die sportlichen Angestellten des Klubs verantwortlich gewesen sein, die rund zwei Stunden zuvor das letzte Kapitel in der für den Klub traurigen Geschichte dieser Spielzeit geschrieben hatten. Das Ausscheiden im Uefa-Cup-Halbfinale beim FC Sevilla (0:1 nach Verlängerung, Hinspiel 0:0) war nur die logische Fortsetzung einer traurigen Saison. Begonnen hatte sie der Klub als selbst ernannter Meisterkandidat, doch nach dem Ausscheiden aus DFB-Pokal, Champions League sowie Platz vier in der Bundesliga konnte sie eigentlich gar kein gutes Ende mehr nehmen. Nicht zuletzt die Partie in Andalusien hat bestätigt, was von der Vereinsführung zuletzt immer wieder zurückgewiesen wurde: Das Team in Königsblau ist keines.

Die Spieler verrichten ihre Arbeit gezwungenermaßen gemeinsam, doch zueinander gefunden haben sie nie. „Wir werden jetzt die Ruhe bewahren und uns zusammensetzen, damit wir an den Schwächen, die in dieser Spielzeit offenkundig geworden sind, arbeiten können“, sagt Andreas Müller. Doch zu beobachten waren nicht nur sportliche Mängel einiger Akteure wie in der 101. Minute, als der eingewechselte Antonio Puerta freistehend auf der linken Seite mit einem fulminanten Schuss Schalkes Saison vorzeitig beendete. Auch die menschlichen Diskrepanzen innerhalb des Teams existieren schon länger.

Erste Auflösungserscheinungen des ohnehin nie besonders stark ausgeprägten Mannschaftsgeistes machten sich bereits gegen Ende der vergangenen Saison bemerkbar, als sich die Spieler mit dem zweiten Platz in der Bundesliga gerade noch am letzten Spieltag über die Ziellinie retteten und so die sich damals bereits abzeichnende Grüppchenbildung sportlich übertünchen konnten. Doch auch die neuen, namhaften Spieler wie Kevin Kuranyi oder Fabian Ernst, mit deren Wirken und mit deren Charakteren bei Schalke große Hoffnungen verbunden waren, haben diese zu keiner Zeit erfüllen können. Sportlich enttäuschten beide. So musste Trainer Ralf Rangnick gehen, weil er es nicht verstanden hatte, die Unterschiede zwischen den verschieden Kulturen und Mentalitäten der Spieler zu einem funktionierenden Gefüge zu vereinen. Und auch Mirko Slomka wird der Uneinigkeit nicht Herr. Und so lieferten die Schalker Profis eine Spielzeit ab, die Andreas Müller in Widersprüche verstrickt. „Wir haben unsere Ziele nicht erreicht“, sagte der Teammanager. Von einer verkorksten Saison könne aber keine Rede sein. „Wir standen immerhin unter den besten vier Bundesliga-Teams und waren im Halbfinale des Uefa-Cups“, sagte Müller. Dass Manager Rudi Assauer diesen internationalen Wettbewerb zuletzt wie einst Franz Beckenbauer „Cup der Verlierer“ nannte, unterschlug der Teammanager allerdings. Und so stellt sich nicht zuletzt die Frage nach den Verantwortlichen, die diese charakterlich schwierige Mannschaft geformt und zudem den Vertrag des unerfahrenen Trainers schon so frühzeitig um ein Jahr verlängert haben.

Denn die Bilanz Slomkas ist derzeit schlecht. Von den vergangenen zehn Partien konnte Schalke lediglich eine siegreich gestalten. „Es kann nicht der Anspruch von Schalke 04 sein, in der Bundesliga Vierter zu sein und keinen Titel zu holen“, sagte Fabian Ernst in Sevilla. Eine Begründung für die traurigen Leistungen hatte er aber auch nicht – zumindest nicht für die Öffentlichkeit.

Die Saison ist für den FC Schalke 04 bereits drei Spieltage vor Schluss abgehakt. Die finanzielle Situation bleibt äußerst angespannt und die sportliche Perspektive ist nicht gut. Das Schlimmste ist: Aufgrund der schlechten Finanzlage kann der Klub nur schwer die fehlerhafte Einkaufspolitik der letzten beiden Jahre korrigieren.

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