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Sport: Gemeinschaftssache Eislaufen

Mit einer neuen Trainerin hofft Annette Dytrt auf ihre Olympia-Qualifikation

Lyon - Erleichtert, ermutigt und ehrgeizig: Zwei Wochen nach ihrem überraschenden Trainerwechsel kämpft Annette Dytrt mit neuem Selbstbewusstsein bei der Europameisterschaft in Lyon um ihre letzte Olympia-Chance. „Ich will hier unbedingt Platz acht schaffen und mich qualifizieren“, sagt die talentierte viermalige Deutsche Meisterin vor ihrem Start am Mittwoch. Das Dilemma der 22 Jahre alten Eiskunstläuferin: Zwischen exzellenten Trainingsleistungen und ihren Wettkämpfen liegen Welten, bei Meisterschaften spielen die Nerven der Münchnerin oft nicht mit. Um diesen Teufelskreis zu unterbrechen, wagte Annette Dytrt einen Neubeginn bei Ilona Schindler in Erfurt.

Die Trainerin von Stefan Lindemann, dem Weltmeisterschaftsdritten von 2004, gilt als streng, fleißig und äußerst kompetent. „Annette rief mich an Silvester an, und zwei Tage später war sie hier“, berichtet Schindler von der kleinen Überraschung, die sie um ihre freien Tage in der anstrengenden Saison brachte. Vom Trainingsparadies Erfurt hatte Lindemann der verzweifelten Annette Dytrt schon bei den deutschen Meisterschaften vorgeschwärmt, wo beide nur mit mageren Auftritten siegten. Und weil sie schon lange unglücklich war mit ihrer russischen Trainerin Shanetta Folle, wagte Annette Dytrt mitten im Olympia-Winter den Ortswechsel und zog prompt in eine Kurzzeit- Wohngemeinschaft zu Lindemann und seiner Freundin Nicoletta.

„Ich wurde super aufgenommen und bin glücklich über die neue Trainingsgruppe mit Stefan. Er gibt mir sogar Tipps bei den Sprüngen“, schwärmt die 22-Jährige, die schon nach den ersten Übungseinheiten ungewohnten Muskelkater verspürte. „Ich dachte immer, wir hätten in München viel trainiert, aber in Erfurt fängt der Tag um neun auf dem Eis an. Früher war ich erst mittags in der Halle und immer allein mit meiner Trainerin“, erzählt die 1,58 Meter kleine Sportsoldatin.

„In zwei Wochen kann man eigentlich gar nichts verändern“, sagt Ilona Schindler, „ich kann sie nur bestärken und an Kleinigkeiten arbeiten.“ Geschmack am Teamgedanken in der Individualsportart Eiskunstlaufen hat auch die ehemalige Handballerin Schindler gefunden: „Stefan hatte auch Phasen, in denen er ziemlich allein auf dem Eis war. Es ist gar nicht so schlecht, wenn sich zwei Einzelläufer als Team empfinden.“ Gemeinsames Konditions- und Balletttraining kannte die letztjährige EM-Zwölfte aus dem Bundesleistungszentrum in München nicht, beim Joggen und mit dem Sprungseil war sie stets allein.

„Allein die Atmosphäre in Erfurt mit den ganzen Eisschnellläuferinnen motiviert mich, da stehen die Sportler im Mittelpunkt“, erzählt die gebürtige Tschechin, die auch über die Saison hinaus in Thüringen bleiben will.

Ilona Schindler und auch die Deutsche Eislauf-Union (DEU), die Dytrt seit Jahren mit langen USA-Aufenthalten bei Startrainern unterstützt, halten sich aber noch bedeckt. „Die Trennung ist sehr sauber gelaufen, wir tun das Optimum, um Annette zu unterstützen: Volle Kraft für diesen Weg, um das Olympia-Ziel zu erreichen, danach sehen wir mal weiter“, sagt DEU-Präsident Reinhard Mirmseker. dpa

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