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Wechselspiel. Anne Cibis (l.) wird den Stab bald an einen Mann übergeben. Foto: dapd

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Sport: Gemischtes Istaf

Beim Berliner Leichtathletik-Meeting laufen weltweit zum ersten Mal Mixed-Staffeln.

Berlin - Im Tennis hat das gemischte Doppel Tradition. Ein Mann und eine Frau gemeinsam auf dem Platz, darin liegt ein besonderer Reiz. Viele andere Sportarten versuchten in der jüngeren Vergangenheit, Mixed-Wettbewerbe zu integrieren. Beim Biathlon beispielsweise laufen Frauen und Männer seit einigen Jahren gemeinsam in einer Staffel. Von dieser publikumswirksamen Art der Geschlechterverständigung will nun auch das Internationale Stadionfest (Istaf) in Berlin profitieren: Am 2. September wird es dort weltweit zum ersten Mal einen Mixed-Wettbewerb in der 4x100-Meter-Staffel geben.

„Wir zittern ein bisschen“, gestand Meeting-Direktor Gerhard Janetzky am Dienstag, „aber wir probieren es jetzt einfach aus.“ Bisher ist die Resonanz der anderen Nationen gut: Großbritannien, Tschechien, die Schweiz und Polen haben bereits zugesagt, andere sind interessiert. Für Deutschland verschmelzen Männer- und Frauenstaffel zu zwei gemischten. „Das wird nicht ganz einfach“, sagt Anne Cibis, eine der Staffel-Europameisterinnen von Helsinki. „Aber wir hatten schon öfter die Idee, mal was mit den Männern zu machen. Es reizt uns, das mal auszuprobieren und wir freuen uns sehr darauf.“

Die besondere Herausforderung wird die Übergabe des Staffelstabs sein. Gerade die deutsche Mannschaft trainiert diesen hunderte Male im Jahr. Da sich die Erfolge in den Einzelwettbewerben in Grenzen halten, legt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) den Schwerpunkt im Sprintbereich verstärkt auf die Staffeln. Im Staffelprojekt des DLV reisen die deutschen Frauen seit zwei Jahren einen Großteil der Saison gemeinsam durch die Welt. „Daraus resultieren die Erfolge bei der EM in Helsinki“, sagt Frauenstaffel-Bundestrainer Thomas Kremer. Gold für die Frauen, Silber für die Männer über die 4x100-Meter waren das erfreuliche Ergebnis für den DLV – das Hoffnung für die in zwei Wochen beginnenden Olympischen Spiele in London macht. „Dieses Projekt wollen wir mit der Weltpremiere der Mixed-Staffeln beim Istaf fortführen.“

Anne Cibis glaubt, dass das Istaf mit der Mixed-Staffel einen Zeitgeist trifft. „Für die Zuschauer kann das sehr interessant sein – und es wird wahrscheinlich lustig aussehen.“ Eine Zirkusveranstaltung soll es jedoch nicht werden. Istaf und DLV sehen durchaus die Möglichkeit, aus der gemischten Staffel langfristig einen offiziellen Wettbewerb zu machen. „Berlin will Vorreiter sein“, sagt Janetzky. „Dieses Experiment kann aus Berlin ein Schritt in die Welt sein.“ Es könne besonders für kleinere Vereine und Länder attraktiv sein, die nicht vier starke Läuferinnen oder Läufer zusammen bekommen.

Um die Mannschaften nicht zu sehr aus ihren eintrainierten Abläufen zu reißen, wird für das Istaf die Reihenfolge festgelegt: Erst laufen zwei Frauen, dann zwei Männer. „Es wäre sehr schwierig, wenn ein schneller Mann auf eine etwas langsamere Frau wechselt“, sagt Janetzky. Also wird eine Läuferin von der Geraden in vollem Lauf auf einen Läufer in der Kurve übergeben. „Das ist das, was man im Training noch bewältigen kann.“

Diese besondere Herausforderung kommt wahrscheinlich auf Anne Cibis zu, die bis vor kurzem noch Möllinger hieß und in der Frauenstaffel standardmäßig auf Position zwei läuft. „Normalerweise ist es so, dass alle in ähnlichen Geschwindigkeitsbereichen laufen“, erklärt die 26-Jährige. Die Übergabe erfolgt, wenn beide etwa die gleiche Geschwindigkeit erreicht haben. „Diesen Moment gibt es bei Männern und Frauen nicht.“ Ausprobiert haben sie es noch nie. Und viele Gelegenheiten wird es dazu auch nicht mehr geben. Nun gilt erstmal die volle Konzentration Olympia – für gemischte Experimente bleibt da keine Zeit. Anke Myrrhe

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