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Sport: Geniestreich am 18. Loch

Außenseiter Micheel siegt beim PGA-Turnier der Golfer

Rochester/New York. Es war ein genialer Schlag. Shaun Micheel spürte es. Der Ball stieg in den blauen Himmel über dem Oak Hill Country Club. Das Ziel lag über 150 Meter entfernt auf einer Anhöhe. Micheel sah daher nicht, wie sich der Ball vor dem 18. Loch senkte, dreimal aufsprang und fünf Zentimeter vor dem Loch liegenblieb. Der Aufschrei der Zuschauer verriet dem Amerikaner, dass ihm etwas Besonderes gelungen war. Die Tragweite seiner Präzisionsarbeit wurde dem 169. der Weltrangliste aber erst bewusst, als er die letzten Meter des Grashügels hinaufgejoggt war und die weiße Kugel am Ziel seiner Träume sah. „Ich konnte es im ersten Moment nicht glauben, das Gefühl war überwältigend“, sagte Micheel. Das Schicksal des mit einem Schlag zurückliegenden Amerikaners Chad Campbell war besiegelt, Micheel der Sieg beim 85. PGA-Championship nicht mehr zu nehmen.

Wieder triumphierte ein Außenseiter beim vierten und letzten Major-Turnier des Jahres und setzte damit einer völlig verrückten Major-Saison die Krone auf. Erinnerungen an Rich Beem wurden wach, an jenen Mann, der einst Auto-Stereoanlagen verkauft hatte, um vor einem Jahr auf dem Hazeltine-National-Kurs zu brillieren. Und jetzt Shaun Micheel, der zuvor in 163 Turnieren ohne Sieg geblieben war. Seit Sonntag ist der Amerikaner nicht nur um einen Major-Titel und eine Million Dollar reicher. „Er hat das Land der Unsterblichkeit erreicht“, sagte ein Fernseh-Reporter pathetisch. Doch die kommenden Tage dürfte Micheel mit ganz irdischen Dingen konfrontiert werden. Er muss dann den Talkmastern des Landes ausführlich erklären, wie es denn genau war mit diesem Wunderschlag am 18. Loch.

Stefan Liwocha

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