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Sport: Geriatrischer Gipfel

Mit Thomas Haas und Ivan Ljubicic messen sich heute im Davis-Cup die ältesten Top-Ten-Spieler

Mitte des vergangenen Jahres hat sich Ivan Ljubicic mit einer Bitte an seinen Ausrüster gewandt: Ob es nicht möglich sei, einen Tennisschläger zu entwickeln, der noch besser auf seine Spielweise abgestimmt sei. Der Kroate war einmal die Nummer drei der Welt, er steht stabil unter den besten zehn, und er hat 2005 den Davis-Cup gewonnen. Seine Bitte wurde trotzdem ausgeschlagen. „Sie waren nicht bereit, etwas für mich zu investieren“, sagt Ljubicic. Die gesamte Aufmerksamkeit seines Ausrüsters gilt den Stars Rafael Nadal und Andy Roddick.

„Er spielt ein bisschen unscheinbar“, sagt Patrik Kühnen, der Kapitän des deutschen Davis-Cup-Teams, über Ljubicic. Vor allem aber steht der Kroate inzwischen im Verdacht, seine beste Zeit bereits hinter sich zu haben. Von allen Spielern in den Top Ten ist Ljubicic, Nummer acht der Welt, momentan der zweitälteste. Ljubicic ist 27. Wenn er heute, im Davis-Cup gegen Deutschland, beim Gesamtstand von 2:1 für Deutschland auf Thomas Haas trifft (13 Uhr, live im DSF), kommt es sozusagen zum geriatrischen Gipfeltreffen: Haas, Nummer zehn der Weltrangliste, ist 28. Der älteste Top-Ten-Spieler zu sein – „das ist schon was Besonderes“, sagt Haas. Aber er sagt nicht, ob es ihn besonders stolz macht oder besonders ängstigt.

In der Welt des Tennis ist es ein zyklisch wiederkehrendes Spiel: In immer kürzeren Abständen wird die Ankunft einer neuen Generation gefeiert – und damit eine alte verabschiedet. Zurzeit kündet die Weltrangliste wieder vom Anbruch einer neuen Ära mit unverbrauchten Gesichtern, weniger weil Rafael Nadal, 20 Jahre, bereits auf Platz zwei geführt wird, sondern weil von hinten eine ganze Reihe junger Wilder in die Top Ten drängt. Thomas Berdych, 21, Andy Murray, 19, Novak Djokovic, 19, Richard Gasquet, 20, und Marcos Baghdatis, 21, belegen aktuell die Plätze 12, 13, 14, 16 und 17, Tendenz steigend.

Ivan Ljubicic hat Anfang des Jahres den ersten Angriff des Nachwuchses erfolgreich abgewehrt. Im Finale des ATP-Turniers von Doha besiegte er den Schotten Murray in zwei Sätzen. Und auch im ersten Davis-Cup-Einzel gegen den Newcomer Benjamin Becker wusste sich der Kroate mit seinen Mitteln zu behaupten. „Er hält sich über seinen ersten Aufschlag im Spiel“, sagt Patrik Kühnen. Ljubicic schlug 24 Asse und gewann in vier Sätzen. Becker klagte: „Man bekommt bei seinen Aufschlagspielen keinen Rhythmus. Ein, zwei Bälle, das war’s.“ Als Ljubicic im Halbfinale von Doha auf den 22 Jahre alten Schweden Robin Söderling traf, fiel die Entscheidung im Tie Break des dritten Satzes. Der Kroate gewann 7:5. Er schlug fünf Asse. Damit die Deutschen erstmals seit 2001 wieder das Viertelfinale des Davis-Cups erreichen, wird sich Thomas Haas solcher Attacken heute erfolgreich erwehren müssen. „Tommy ist wirklich sehr selbstbewusst“, sagt Benjamin Becker. „Er kann jeden schlagen.“ Der Einzug ins Halbfinale der Australian Open hat Haas neuen Auftrieb gegeben. Er fühle sich noch gut, sagt er. „Das Alter spielt keine Rolle.“

Lieber alt und gesund, als jung und verletzt. Haas hat wegen Problemen mit seiner Schulter fast zwei Jahre seiner Karriere verpasst. Auch Ljubicic kennt seinen Körper inzwischen besser, als er es für notwendig erachtet hätte. Im Herbst war er durch eine Infektion so sehr geschwächt, dass er sogar Angst um den Fortgang seiner Karriere hatte. „Ich habe 14 Stunden am Tag geschlafen“, sagt er, „aber mein Körper hat sich einfach nicht erholt.“ Inzwischen ist Ljubicic wieder fit, und einen neuen Ausrüster hat er auch gefunden. Mit dem Schläger, der für ihn entwickelt wurde, „kann ich noch härter schlagen, und der Ball bleibt trotzdem drin“. Man darf das durchaus als Drohung verstehen.

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