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Sport: Geringes Risiko

Seit Minuten schon redet Klaus Berge, der Manager des 1. FC Union, um den heißen Brei herum.

Seit Minuten schon redet Klaus Berge, der Manager des 1. FC Union, um den heißen Brei herum. Die Frage war einfach. Die Antwort fällt schwer. Union macht sich im Trainingslager auf Zypern zurzeit fit für die Rückrunde. Aber Berge ist ja für die großen Pläne zuständig. Was also will der Klub in der kommenden Saison erreichen? Berge kommt nur langsam auf den Punkt. "Der Verein möchte", sagt er, dann denkt er für einen Augenblick nach: "Wir möchten nicht noch einmal in so eine finanziell schwierige Situation kommen wie vor einigen Jahren." Berge lächelt. "Hören Sie auf! Es hat doch keinen Sinn."

Was will der 1. FC Union in der kommenden Saison wirklich erreichen? Wenn der Fußball-Klub in die Erste Liga aufsteigen will, dann muss er ein höheres finanzielles Risiko eingehen, fordert Trainer Georgi Wassilew. Er sagt: "Wenn der Etat gleich bleibt, kann man keine Wunderdinge erwarten." Tendenz: Der Verein geht in der kommenden Zweitliga-Saison ein eher geringes Risiko ein. Der Etat des 1. FC Union wird bei rund 7,4 Millionen Euro (14,5 Millionen Mark) liegen, also rund eine halbe Million Euro mehr als in der laufenden Saison. Für Neuverpflichtungen wird in der kommenden Saison kaum mehr Geld zur Verfügung stehen als in der laufenden. Im Sommer gab Union insgesamt 255 000 Euro (500 000 Mark) aus, dann noch einmal knapp 410 000 Euro (800 000 Mark) für Petar Divic. Mitte Februar sollen die letzten Details des neuen Etats geklärt sein. Am 15. März müssen die Unterlagen in Frankfurt am Main vorliegen. Dort prüft der Deutsche Fußball-Bund im Rahmen seiner Lizenzerteilung die Wirtschaftlichkeit seiner Klubs.

Gehobenes Mittelfeld

Der 1. FC Union wird sich mit dieser Größenordnung im gehobenen Mittelfeld der Zweiten Liga wiederfinden. Manager Berge sagt: "Die Tabelle ist in der Regel ein Spiegelbild der Etatgrößen." Gehobenes Mittelfeld? Der Verein kalkuliert vorsichtig. Der Bundesligaaufstieg ist demnach wirtschaftlich keine Pflicht. Der Aufstieg täte dem Klub aber gut. Unions Verbindlichkeiten gegenüber dem Unternehmen Sportwelt betragen 8,5 Millionen Euro (16,7 Millionen Mark). Die Sportwelt, ein Tochterunternehmen der finanziell angeschlagenen Kinowelt AG, hat Union vor vier Jahren vor der Pleite gerettet. Die Verbindlichkeiten gegenüber der Sportwelt sollen nicht mehr steigen. "Es sind keine Gelder der Sportwelt in unserem Etat mehr vorgesehen", sagt Unions Geschäftsführer Bernd Hoffmann.

Somit plant der Klub erstmals seit vier Jahren nicht mit der Unterstützung durch die Sportwelt. Im laufenden Etat soll es sich noch um eine Summe von mehr als einer halben Million Euro handeln. Trotzdem hat der Klub seinen Etat, wenn auch eher gering, erhöhen können. Im Sommer hatte die Sportwelt außerdem eine Bürgschaft von 1,8 Millionen Euro (3,6 Millionen Mark) hinterlegt, damit Union die Lizenz erhielt.

Noch keine Gewinne

Unions Präsident Heiner Bertram hatte vor einiger Zeit laut darüber nachgedacht, sich kurzfristig von der Sportwelt zu trennen. Die Vertragsmodalitäten bleiben erst einmal bestehen: Das Vertragsende ist auf 2008 festgelegt. Danach hält die Sportwelt 80 Prozent der Gesellschaftsanteile an der 1. FC-Union-Marketing GmbH, die restlichen 20 Prozent der Klub. "Die Anteile bleiben unberührt", sagt Ralf Büttner, Geschäftsführer der Marketing GmbH. Die Sportwelt ist mit dem üblichen Provisionssatz von 15 Prozent am Gewinn beteiligt. Zu Zahlungen soll es aber noch nicht gekommen sein. Bertram sagt, dass sein Verein erst in der Bundesliga Gewinn machen kann.

Der Vertrag mit dem Ausrüster Nike läuft dagegen am Saisonende aus. "Wir haben mit zwei Unternehmen gesprochen", sagt Marketing-Geschäftsführer Büttner. "Wir sind uns aber im Prinzip mit Nike einig." Eine Entscheidung soll spätestens in fünf Wochen fallen. Bis dahin will der Klub über die Vertragsmodalitäten im Falle eines Bundesligaaufstiegs sprechen.

Sollte es dazu kommen, müsste auch mit dem Trikotsponsor BSR neu verhandelt werden. Der Vertrag läuft zwar noch bis zum Sommer 2003, gilt jedoch nur für die Zweite Liga. Richtig interessant wird der Platz auf der Brust der Uniontrikots nur bei einem Aufstieg - für beide Seiten. Die Werbewirkung steigt ebenso wie der Preis, den Union verlangen kann. Immerhin hat die BSR im Falle eines Aufstiegs eine Erstverhandlungsoption. Für andere Firmen wird die Marke Union dagegen schon in der kommenden Saison teurer - unabhängig vom möglichen Aufstieg. "Das Preisniveau für neue Werbepartner wird leicht ansteigen", sagt Büttner. Das Geschäft läuft nicht schlecht, erzählt er. Die Werbebanden im Schwenkbereich der Fernsehkameras hat Büttner in dieser Saison komplett verkaufen können.

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