zum Hauptinhalt

Sport: German Open: Aus Angst vor Einsamkeit

Wenn Jelena Dokic spielt, legt der Frühling am Hundekehlesee gelegentlich eine Pause ein. Dann wird der süßliche Duft blühender Blumen, der in dieser Maiwoche über den Tennisplätzen der German Open liegt, immer wieder jäh unterbrochen von schweren, stinkenden Rauchschwaden.

Wenn Jelena Dokic spielt, legt der Frühling am Hundekehlesee gelegentlich eine Pause ein. Dann wird der süßliche Duft blühender Blumen, der in dieser Maiwoche über den Tennisplätzen der German Open liegt, immer wieder jäh unterbrochen von schweren, stinkenden Rauchschwaden. Der schwergewichtige Mann, der die Zuschauer auf der Haupttribüne des Court B mit seinem Zigarrenrauch belästigt, fällt ansonsten nur durch leise Rufe auf. "Play", sagt er, oder, "come on". Immer wieder schielt Jelena Dokic während ihres Spiels gegen Cara Black zu ihrem rauchenden Vater auf der Haupttribüne. Später sagt die 18-Jährige: "Es ist einfach gut, wenn man positive Menschen um sich hat."

Zum Thema Online Spezial: Ladies German Open 2001 Die WTA sieht Damir Dokic, höflich formuliert, nicht ganz so positiv. "Keine Fragen über den Vater", ermahnt die Vertreterin der Frauentennis-Organisation den Pressevertreter, "sonst steht sie auf und geht." Der Vater von Jelena Dokic gilt als das Enfant terrible der Tennisszene. Sechs Monate lang war er für alle Turniere der WTA gesperrt, die Liste seiner Ausfälle und Pöbeleien bei Tennisturnieren war zu lang geworden. Die German Open sind erst das dritte Turnier, zu dem er wieder zugelassen ist. Den mühsamen 6:2, 3:6, 6:4-Erstrundenerfolg seiner Tochter über Cara Black aus Simbabwe verfolgte er von der Tribüne mit Frau Liliana und dem zehnjährigen Sohn Savo. "Ich habe mich verändert", sagt Damir Dokic, "warum soll ich Probleme machen - dann hat doch nur meine Tochter Probleme."

So weit dachte er früher nicht. 1999 musste er in Birmingham betrunken von der Polizei abgeführt werden, im Januar 2000 stahl er einem Fernsehteam bei den Australian Open vor laufender Kamera einen Teil der Ausrüstung, in Wimbledon zerstörte er in angetrunkenem Zustand das Handy eines Journalisten. Als sich Damir Dokic bei den US Open lautstark über den Preis eines Fischfilets beschwerte, sperrte ihn die WTA schließlich. Trotz der Eskapaden hält Jelena Dokic zu ihrem Vater. "Man fühlt sich manchmal einsam, da ist es gut, jemanden dabei zu haben", sagt sie. Inzwischen hat sich die freundliche Blonde in der Weltrangliste auf Rang 23 vorgearbeitet, in Hamburg schied sie erst im Halbfinale gegen Venus Williams aus. In Berlin hat sie mit ihrer Trainingspartnerin Jennifer Capriati ein schweres Los gezogen. Dokic unterlag gestern in der zweiten Runde 5:7, 6:3, 4:6.

"Sie wird nie so gut spielen wie Steffi Graf, aber sie kann unter die ersten fünf kommen", glaubt Damir Dokic. Beim Thema Geld ist er nicht mehr so bescheiden. "Nur fünf Spielerinnen haben eine besseren Schläger-Vertrag als Jelena, sie bekommt sogar mehr als Serena Williams."

Immer noch hält er die Anschuldigung aufrecht, dass die Auslosung bei den Australian Open manipuliert war. Jelena verlor in der ersten Runde gegen Titelverteidigerin Lindsay Davenport. "Es gibt Leute im australischen Tennis, die uns nicht mögen", behauptet er. Inzwischen startet Jelena nicht mehr für Australien, sondern für ihre alte Heimat Jugoslawien. 1994 war die Familie wegen des Bürgerkriegs nach Australien geflüchtet, nun lebt sie in Saddlebrook, Florida, wo sie mit Jennifer Capriati und Martina Hingis trainiert. "Ich habe keine Probleme mit Australien", sagt der Vater, "ich habe nur Probleme mit Tennis Australia."

Auch in Berlin hat Damir Dokic ein Problem. "Das Hotelzimmer ist zu klein und sehr schmutzig", behauptet er. Überhaupt, warum müssten seine Familie und Jelena im Grand Hyatt wohnen, während alle anderen Spielerinnen im Intercontinental residieren? Er habe sich schon beim Turnierdirektor beschwert, doch dieser hätte gesagt, dass er nichts machen könnte. Damir Dokic sagt: "Das ist eine Provokation." Früher hätte er so was zum Anlass genommen, sich noch mehr aufzuregen. "Doch jetzt macht mir das nichts aus." Man kann es Jelena Dokic nur wünschen, dass das so bleibt.

Zur Startseite