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Sport: German Open: Für Schnitzer geschlossen

Nach einer Stunde und zwölf Minuten legte Miriam Schnitzer ihren Tennischläger aus der Hand. Einmal noch winkte die Nummer 182 der Welt ins Publikum, dann schlenderte sie über den Centre Court zum Fernsehstudio.

Nach einer Stunde und zwölf Minuten legte Miriam Schnitzer ihren Tennischläger aus der Hand. Einmal noch winkte die Nummer 182 der Welt ins Publikum, dann schlenderte sie über den Centre Court zum Fernsehstudio. Dort drehten sich ihre Gedanken schon wieder um das Bundesligaspiel des TC Blau-Weiß Bocholt, das sie in diesem Moment verpasst. "Ich hoffe, wir führen schon", sagte die 24-Jährige fröhlich und fügte strahlend hinzu: "Ich habe jetzt wahnsinniges Selbstvertrauen." Verlierer sehen anders aus.

Zum Thema Online Spezial: Ladies German Open 2001 Die German Open waren gestern für die Deutsche Tennis-Meisterin mit dem Viertelfinale beendet. 4:6, 2:6 hatte sie gegen die Belgierin Justine Henin das Duell der beiden Außenseiterinnen verloren. Dennoch kann sie das Turnier an der Hundekehle als großen Erfolg verbuchen. "Ich kannte sie vor dem Turnier gar nicht", sagte die Siegerin. Jetzt ist das anders. Eigentlich hatte man damit gerechnet, dass am Freitag auf dem Centre Court die US-amerikanische und die französische Flagge aufgezogen werden. Doch stattdessen wehten die Farben Belgiens und Deutschlands im Wind. Sowohl Henin, die im Achtelfinale Venus Williams bezwungen hatte, als auch Schnitzer, die in der zweiten Runde Nathalie Tauziat rauswarf, sind bislang die Überraschungen des Turniers.

Allerdings hatte Schnitzer auf dem Centre Court gegen die Belgierin keine Chance auf einen weiteren Außenseitersieg. "Bis zum 0:3 war ich sehr nervös", gab sie zu. Die Kulisse hatte ihren Eindruck hinterlassen. Später kam die letzte Deutsche im Turnier besser ins Spiel, dennoch konnte Henin den zweiten Satz nach dem 2:2-Zwischenstand problemlos gewinnen. Zwar feuerten die Zuschauer Schnitzer immer wieder durch rhythmisches Klatschen an, doch es half nicht. Die Nummer 18 der Weltrangliste war gestern noch eine Nummer zu groß.

Henin hat in diesem Jahr bereits die Turniere in Gold Coast und Canberra gewonnen. Venus Williams attestierte ihr nach ihrer Niederlage sogar das Potenzial zu einer Nummer eins. In der nächsten Runde tritt die junge Belgierin gegen Jennifer Capriati an. Deshalb will sie über das Finale in Berlin noch gar nicht reden. "Ich versuche natürlich, ins Finale zu kommen, aber so weit bin ich jetzt noch nicht", sagte Henin.

"Ich wollte zeigen, wer gegenüber steht", sagte Schnitzer später. Bis vor kurzem kannten sie nur die Experten der Tennisszene. Nun, nachdem sie sich in Berlin einen Namen machte, plant sie weitere Turniere zu spielen. Sie hat gesehen, dass sie mit den Großen der Szene mithalten kann, nun will sie bald in die Top 100 der Weltrangliste. Nach dem Erfolg in Berlin dürften sie noch ungefähr 20 Plätze davon trennen. Bislang hatte Schnitzer immer wieder auf Turniere verzichtet, weil ihr das Leben eines Tennisprofis nicht zusagte. "Ich bin kein Mensch, der sieben oder acht Wochen von zu Hause wegbleiben kann", gibt Miriam Schnitzer zu. Deshalb fand sie es auch gut, dass ihre Eltern zum Viertelfinale nach Berlin gereist waren. Es wäre noch ein Grund gewesen, das Spiel gegen Henin zu gewinnen. "Ich war schon etwas enttäuscht, wenn man auf dem Centre Court steht, will man schon gewinnen", sagte Miriam Schnitzer. Und strahlte.

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